: Streit um Kuschel-Roboter
ALTENPFLEGE Der hannoversche Theologe Jürgen Manemann kritisiert den Einsatz des Robben-Roboters Paro. In Bremen wird der Roboter bereits bei Demenzkranken eingesetzt – mit guten Ergebnissen
In der Altenpflege ist ein Diskussion über den Einsatz von Robotern entbrannt. Auslöser ist der in Japan entwickelte Zuwendungsroboter Paro, der wie eine Babyrobbe aussieht und Demenzkranke emotional berühren soll. „Wir setzen bei demenzkranken Menschen Tiere therapeutisch ein – warum nicht Roboter in Tiergestalt?“, sagt der Bremer Pflegewissenschaftler Heiner Friesacher.
Von ihrem Erfinder Takanori Shibata wurde Paro sozial programmiert. Sensoren unter dem Fell der Kuschelrobbe registrieren Berührungen, Helligkeit oder Geräusche, sogar Stimmen kann der Roboter unterscheiden. Wird Paro gestreichelt oder angesprochen, reagiert er mit Tönen und Bewegungen. Wird er gekrault, brummt er behaglich. Schlägt man ihn, protestiert er.
Sabine Greulich, stellvertretende Heimleiterin im Bremer Seniorenpflegeheim „Haus O’Land“, hat gute Erfahrungen mit der Robbe aus Japan gemacht. Seit einem Jahr setzt sie den knapp 5.000 Euro teuren Roboter bei der Betreuung Demenzkranker ein. Paro baue Stress ab, wecke Erinnerungen und löse Gespräche aus, sagt Greulich. Er könne ein Türöffner bei Menschen sein, die in ihrer Krankheit sonst nicht zu erreichen seien.
Ein Selbstläufer sei Paro allerdings nicht, warnt Greulich. Über den Einsatz der Robbe, die in Bremen Ole heißt, schreibt sie auf der Facebook-Seite „Paro in Bremen“: „Wir als Mitarbeiter müssen uns aber auf den Weg einlassen. Wenn nicht alle Mitarbeiter im Haus O’land offen auch für ‚schwere‘ Themen wären, machte Ole keinen Sinn!“
Kritiker warnen unterdessen davor, menschliche Zuwendung durch emotionale Robotik à la Paro zu ersetzen. „Wie gefühllos ist unser Umgang mit Demenzkranken im Alltag geworden, wenn wir einen Emotionsroboter benötigen, um Patienten zum Sprechen zu bringen?“, fragt der katholische Theologe und Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie in Hannover, Jürgen Manemann.
Einen kurzfristigen Einsatz könne er verstehen. „Aber das ist kein Ersatz für echte Zuwendung“, sagt Manemann. In Ländern wie Japan, den USA und Dänemark wird Paro bereits öfter genutzt, in Deutschland dagegen selten. (epd/taz)