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Streit um Jugend

■ Senatorin schafft vier neue Ausbildungsgänge und erntet Kritik

Handelskammer und Schulsenatorin Ute Pape streiten sich darüber, was für Jugendliche das Beste ist. Der Senat hat vier neue Ausbildungsgänge an Berufsfachschulen genehmigt: Freizeitwirtschaft, Gebäudeservice, kaufmännische Medienassistenz und Screendesign können Jugendliche mit einem Realschulabschluss von 3,3 oder besser ab dem 1. August lernen. Nach zwei Jahren – davon vier Fünftel Schule und einem Fünftel im Betrieb – sollen sie mit Abschluss direkt ins Berufsleben einsteigen können.

Die Behörde hat die Ausbil-dungsgänge aufgelegt, weil es in den Tätigkeitsfeldern „bisher keine geregelten Ausbildungsstrukturen oder nicht genügend betriebliche Ausbildungsplätze gibt“ heißt es. Die Handelskammer hält das für falsch und sieht in den staatlichen Berufsfachschulen „direkte Konkurrenz zum dualen System“. Denn zu drei der vier Ausbildungsgängen gebe es entsprechende Lehrberufe, in der Freizeitwirtschaft stände er kurz vor dem Erlass. Das Modell des Senates hingegen biete „keine Ausbildung, sondern Schule mit Praktikum“, klagt Hubert Grimm von der Handelskammer. Es gäbe in Hamburg 1000 freie Ausbildungsplätze, 250 ab sofort. Aber häufig stünden keine qualifizierten Jugendlichen zur Verfügung. „Und die Behörde zieht leistungsfähige Bewerber auch noch ab.“ Grimm fordert stattdessen „entschlackte Ausbildungsgänge“ für geringer qualifizierte Jugendliche.

Laut DBG haben in Hamburg 2500 Schulabgänger noch keine Lehrstelle gefunden. Uwe Grieger von der Schulbehörde reagiert überrascht auf die Kritik der Kammer: „Wir bräuchten die Lehrgänge nicht, wenn es mehr Ausbildungsplätze gäbe.“ san

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