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Archiv-Artikel

Streik am Kanal

VERKEHR Verkehrsminister Ramsauer plant Stellenabbau in der Verwaltung der Wasserstraßen – dagegen regt sich Widerstand. Mit Streiks sorgten Beschäftigte für Behinderungen auf dem Nord-Ostsee-Kanal

„Der Kanal darf in Berlin nicht kaputtgespart werden“

RALF STEGNER, SPD

Ein Warnstreik der Beschäftigten der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung hat am Donnerstag den Schiffsverkehr auf dem vielbefahrenen Nord-Ostsee-Kanal behindert. Im Zuge der Protestaktion wurden mit Beginn der Frühschicht die Schleusenanlagen in Brunsbüttel und Kiel Holtenau dichtgemacht. „So lange der Warnstreik läuft, schleusen wir keine Schiffe“ sagte die Sprecherin der Wasser- und Schifffahrtsdirektion (WSD) Nord, Claudia Thoma. Es wurden nur Schiffe aus dem Kanal herausgelassen.

Von der Arbeitsniederlegung betroffen waren neben den Wasser- und Schifffahrtsämtern Brunsbüttel und Kiel-Holtenau auch Tönning, Rendsburg, Lübeck, Lauenburg und Stralsund sowie Kanalfähren. Die Warnstreiks richten sich laut Ver.di gegen die geplante Umstrukturierung der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. Dadurch würden nicht nur Arbeitsplätze gefährdet und Standorte geschlossen, sondern die gesamte Infrastruktur der Wasserwege in eine unsichere rechtliche Lage gebracht, hieß es. An den Warnstreiks wollten sich nach Einschätzung der Gewerkschaft bis zu 300 Beschäftigte beteiligen.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hatte im vergangenen Jahr eine straffere und effizientere Verwaltung der deutschen Wasserstraßen angekündigt. Das Netz der Wasser- und Schifffahrtsbehörden sollte bis 2020 von derzeit 53 auf 34 verkleinert werden. Die Zahl der Beschäftigten soll ohne Entlassungen von 12.500 auf rund 10.000 sinken. Vor allem in Norddeutschland stießen die Pläne auf heftige Kritik: „Der meist befahrene Kanal der Welt darf in Berlin nicht kaputtgespart werden“, warnte Schleswig-Holsteins SPD-Landeschef Ralf Stegner.

Durch den Warnstreik am Donnerstag und seine Auswirkungen auf den Kanalverkehr waren auch Firmen entlang des NOK betroffen, da die auf Schiffsladungen wartenden Betriebe nicht beliefert werden konnten.

Vor der Schleuse Kiel Holtenau lagen am Vormittag zwei Schiffe auf Reede und warteten auf eine Passage, sagte die WSD-Sprecherin. Auf der Elbe vor Brunsbüttel gab es keinen Stau. Im Kanal selber waren am Vormittag noch ein Dutzend Schiffe auf ihrer rund acht Stunden langen Passage unterwegs. Wie viele Schiffe den „streikenden“ NOK weiträumig umfuhren und die Route um Skagen nutzten, war nicht bekannt.

Zu zentralen Kundgebungen am Morgen in Rendsburg und Stralsund kamen auch Beschäftigte anderer Wasser- und Schifffahrtsämter. Daher waren unter anderem auch Anlagen in Tönning, Lübeck und Lauenburg dicht, wie eine Ver.di-Sprecherin sagte.  (dpa)