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INTERVIEWStraußbesuch stärkte Rassisten

■ Interview mit Peter F. Koep, „Namibia Peace Plan 435“, zum Straußbesuch in Südafrika

Die Organisation „Namibia Peace Plan 435“, in der Weiße und Schwarze vertreten sind, wirbt in Namibia und international für die Verwirklichung der UN-Resolution 435, die 1978 von den westlichen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats erarbeitet wurde: Danach ist zwischen Südafrika und der SWAPO ein Waffenstillstand zu vereinbaren, der freie Wahlen unter UN-Kontrolle möglich macht.

taz: Sie sprechen für eine liberale Minderheit unter den Weißen in Namibia. Wie hat der Strauß-Besuch auf Sie gewirkt?

Peter F. Koep: Das Negativste war für uns, daß Strauß in den Medien als Vertreter Kohls propagiert wurde. Von seiner Wirkung in Namibia her hatte der Besuch offiziellen Charakter. Wir haben drei Tage vorher ein Telex an Kanzler Kohl geschickt und gefragt, ob Strauß in seinem Auftrag reist, ob sich die Politik der Bundesregierung geändert hat und ob sie jetzt die Interims-Regierung anerkennt. Trotz Nachfrage haben wir keine Antwort bekommen.

Wie reagierten die Weißen auf den Besuch?

Die meisten Weißen haben sich riesig gefreut und meinen, daß jetzt die Position der CDU/CSU in der Regierung gestärkt ist: zum Beispiel in dem Punkt, daß es keine Sanktionen geben soll, und daß Entwicklungshilfe an Namibia vor der Unabhängigkeit gezahlt wird. Die Weißen fühlen sich durch Strauß darin unterstützt, daß es das Schlimmste wäre, wenn die SWAPO freie Wahlen gewinnt.

Wie wird die Haltung Bonns eingeschätzt?

1978 (bei der Verabschiedung der UN-Resolution) hat die Bundesrepublik und speziell Genscher eine große Rolle gespielt. Danach ist nichts mehr passiert. Wir werfen der Bundesregierung vor, daß sie schuld daran ist, daß der Friedensplan für Namibia seit zehn Jahren vorliegt und nichts daraus folgt.

Was fordern Sie von der Bundesregierung?

Die Bundesregierung muß international eine neue Initiative zur Umsetzung des Friedensplans ergreifen. Sie sollte Südafrika klar und deutlich zu verstehen geben, daß sie mit der Interims-Regierung in Windhoek nichts zu tun haben will, und daß sie sich von dem Strauß-Besuch distanziert. Wir haben vor, in diesem Jahr ein internationales Symposium in Namibia und eventuell auch in der Bundesrepublik zu organisieren. Dann muß die Bundesregierung klarstellen, was sie will. Strauß hat in Windhoek erklärt, der Friedensplan 435 sei veraltet. Aber eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Eine militärische Lösung ist nicht möglich. Interview: Charlotte Wiedemann

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