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■ Die OAU bezeugt den wachsenden US-Einfluß in AfrikaStrategische Zeitenwende

Ihr Gesicht haben die afrikanischen Staatschefs gewahrt. Pro forma unterstützt der Jahresgipfel der „Organisation für Afrikanische Einheit“ (OAU) Butros Ghali in seinem Kampf um eine zweite Amtszeit als UNO-Generalsekretär. Sie konnten ja schließlich nicht öffentlich vor der US-Kampagne in die Knie gehen. Aber ihre Schützenhilfe für den angeschlagenen Ägypter ist so allgemein ausgefallen, daß sie ihm kaum helfen kann: Der nächste UNO-Generalsekretär soll, so die OAU, wieder ein Afrikaner sein.

Nicht nur in Sachen UNO verdeutlichte der OAU- Gipfel das wachsende diplomatische Gewicht der USA in Afrika. Auch andere Punkte der OAU-Tagesordnung tragen US-amerikanische Handschrift: Die Möglichkeit einer ostafrikanischen Interventionstruppe in Burundi etwa steht der OAU-Tradition der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten entgegen; die Idee eines Kriegsverbrechertribunal für die Milizenchefs von Liberia erinnert an die mißglückte US-Jagd nach dem rebellischen Somalier Farah Aidid. Daß George Moose, der höchstrangige mit Afrika befaßte US-Politiker, zum Gipfel nach Kamerun reiste, ist ein Novum. Daß die Afrikaner den US- inspirierten Vorschlägen gar nicht besonders ablehnend gegenüberstehen, ist ein wichtiges Signal.

Für die USA ist Afrika, anders als für die gaullistischen Nostalgiker Frankreichs, kein Kontinent einer glorreichen Vergangenheit. Afrika hat in US-Augen seine Zukunft noch vor sich, und aus afrikanischer Sicht haben die USA mit dem Ende der Apartheid und des Ost-West-Konfliktes in Afrika endlich Respektabilität erlangt. Für afrikanische Geschäftsleute ist es heute sehr viel einfacher, nach Nordamerika zu reisen als in die abgeschottete Festung Europa; der US-Außenhandel erzielt derzeit seine weltweit höchsten Zuwachsraten in Afrika, und die bevölkerungsreichsten afrikanischen Länder – Nigeria, Ägypten, Äthiopien, Zaire und Südafrika – sind zugleich die treuesten US-Verbündeten auf dem Kontinent. Die etwas zu polternden US-Auftritte bei der OAU nehmen sich zwar unbeholfen aus. Doch hundert Jahre nach der kolonialen Eroberung, die Afrika als Verlierer an Europa kettete, hat eine strategische Zeitenwende begonnen. Dominic Johnson

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