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Straßenschlacht statt Freudenfeier in Chile

■ Während der Amtseinführung von Präsident Aylwin schlug die Polizei in bekannter Manier auf DemonstrantInnen ein

Santiago (afp/taz) - Eigentlich hätte das Volksfest zur Feier der Ablösung von 16 Jahren Diktatur durch einen demokratisch gewählten Präsidenten in Santiago de Chile zwei Tage dauern sollen. Die Polizei verkürzte es blutig. Bei der Amtseinführung Aylwin griff sie am Sonntag abend in aus Pinochets Zeiten bekannter Manier gegen DemonstrantInnen durch. Noch während Aylwin auf dem Balkon der Vorderfront des Präsidentenpalastes eine Rede hielt, in der er erklärte, daß Chile „ohne Gewalt, Blutvergießen und Haß zur Demokratie“ zurückkehrte, straften ihn die Sicherheitskräfte hinter dem Gebäude Lügen. Polizisten griffen Tausende von feiernden Menschen mit Tränengas, Wasserwerfern und Schlagstöcken an. Die Polizisten gingen nach Angaben von Beobachtern mit größter Brutalität vor. Offiziellen Angaben zufolge wurden rund hundert Personen verletzt und dreißig DemonstrantInnen festgenommen. Die Auseinandersetzungen zogen sich über Stunden hin.

Zuvor war der bisherige Staatschef General Augusto Pinochet auf dem Weg zum Parlamentsgebäude, wo die feierliche Amtsübergabe stattfand, von einer wütenden Menschenmenge mit den Rufen „Mörder“ empfangen worden.

Als erste Amtshandlung verfügte Aylwin eine Amnestie für politische Häftlinge, wobei er jedoch eine Freilassung der Häftlinge, die gewalttätig gegen die Militärdiktatur vorgegangen sind, weiterhin ablehnte. Die Amnestie betrifft daher nur einen kleinen Teil der 450 politischen Gefangenen.

Der bundesdeutsche Arbeitsminister Blüm, der zusammen mit Ex-Bundespräsident Walter Scheel zur Amtsübergabe nach Santiago gereist war, will mit Aylwin auch über die von Deutschen bewohnte und als Folterstätte berüchtigte „Colonia Dignidad“ sprechen. „Das Ende der Kolonie ist eingeläutet“, sagte Blüm und versicherte, Aylwin habe von sich aus angeboten, das Thema „Colonia Dignidad“ auf die Tagesordnung zu setzen.

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