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K-FrageStoiber kommt, Merkel ruht

Die „Spenden-Abos“ der CSU werden Edmund Stoiber wohl nicht daran hindern, Kanzlerkandidat der Union zu werden. Zu dünn ist das vorgelegte Material, zu tief sitzt die Überzeugung selbst unter den Abgeordneten der CDU-Bundestagsfraktion, dass nur der bayrische Ministerpräsident überhaupt eine Chance gegen Amtsinhaber Gerhard Schröder hat. Und Umfragen zeigen, dass dieser Meinung nicht nur drei Viertel der Unionsanhänger sind, sondern auch zwei Drittel des Wahlvolkes insgesamt.

kommentar von DIETMAR BARTZ

Angela Merkel hat die vier Wochen seit dem Dresdner Parteitag der CDU nicht genutzt, um sich als Kandidatin zu profilieren, und auch die informelle Unterstützung aus der Partei ließ nach Quantität und Qualität zu wünschen übrig. Die Männer um Stoiber verpassten hingegen kaum eine Chance, auf die Kompetenz ihres Kandidaten zu verweisen. Der wird auf der CSU-Winterklausur in Wildbad Kreuth mit Regierungsprogramm-ähnlichen Aussagen auftrumpfen. So kommt auf Stoiber-Konkurrentin Merkel nicht nur eine schwere Niederlage in ihrer politischen Karriere zu, sondern auch eine schwere Aufgabe als CDU-Chefin. Denn bis zum Wahltag werden die Grundsatzaussagen der Union dem Kanzlerkandidaten abverlangt, nicht der Parteivorsitzenden.

Stoiber also führt dann neun Monate lang die Union. Merkel wird ihm nicht in den Rücken fallen – dazu ist sie zu integer, abgesehen davon, dass eine neuerliche Diskussion um die Macht innerhalb der Union verheerend wäre. Stoiber hingegen wird sich genau überlegen müssen, wie er vermeidet, mit zu weit reichenden Forderungen etwa beim Zuwanderungsgesetz oder zur inneren Sicherheit die CDU der Angela Merkel zu sehr zu brüskieren. Denn er braucht sie nicht nur am Wahltag, sondern schon im Wahlkampf.

Wenn Merkel Stoiber unterliegt, wird sie den Vorsitz nicht niederlegen. Denn über den richtigen Kandidaten wird erst der Oktober entscheiden. Undenkbar ist außerdem, die kommenden Monate mit einer solchen Personalie zu belasten. De facto aber wird das Amt der Parteivorsitzenden bis zum Wahlabend ruhen. Im nicht ganz wahrscheinlichen Fall, dass Stoiber gegen Schröder gewinnt, wird Merkel die Konsequenzen ziehen müssen. Falls Stoiber aber an Schröder scheitert, wird Merkels Kernkompetenz gefragt sein: So, wie sie die CDU aus der Nach-Kohl-Krise geführt hat, wird sie dann die Union aus der Nach-Stoiber-Krise führen müssen.

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