Kommentar: Stoff für Skandale
■ Behörde bloß chaotisch oder kriminell?
Eigentlich hatten wir gedacht, mit dem Verfahren gegen Harry Warrelmann und Co. kämen die Bremer Bombenentschärfungen wieder auf den Weg der Legalität zurück. Aber Pustekuchen. Die bisherigen Recherchen rund um die Vergabe des Auftrages zur Kampfmittelräumung auf dem Uni-Ost-Gelände lassen allerlei düstere Schlüsse zu, nur einen nicht: Daß alles mit rechten Dingen zugegangen ist.
Da wird ein Auftrag erteilt, und ein paar Monate später kommt der dringende Verdacht auf, daß die Auftragnehmer, die „Bremer Kampfmittel-Beseitigungs GmbH“, reichlich kriminelle Energie auf sich vereinigte, und der oberste Bombenentschärfer auch. Was machen die Auftraggeber, die Polizei, das Wirtschaftsressort? Offensichtlich nichts, außer eineinhalb Jahre später das Amt für Straßen- und Brückenbau zu warnen, daß in Uni Ost möglicherweise noch Bomben liegen könnten, möglicherweise aber auch nicht. Was macht das ASB? Fragt es vor Ort nach, was wirklich auf dem Gelände passiert ist? Nein. Es schreibt einen neuen Räumauftrag für 200.000 Mark und setzt gleichzeitig die Bagger in Marsch, auf das mutmaßlich verminte Gelände.
Das ist entweder kriminell oder kriminell. Oder in der Bremer Verwaltung ist das völlige Chaos ausgebrochen. Auf jeden Fall: Das ist der Stoff, aus dem Skandale gemacht sind. Jochen Grabler
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