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Stimmen der West-Eifel

■ Ein blindes Pferd ..., 20.15 Uhr, Eins Plus

Vor 15 Jahren hat der Dokumentarfilmer Dietrich Schubert seinen Wohnsitz in die West-Eifel verlegt. Und seitdem hat er die Geschichte jenes kargen Landstrichs nahe der belgischen Grenze immer wieder zum Schauplatz seiner Filme gemacht. „Geschichte“, das sind in erster Linie die Geschichten, die die Bewohner ihm nach und nach erzählten. So entstanden Dokumentationen, die sich hinsichtlich ihrer filmischen Mittel so spröde und unspektakulär ausnahmen, wie diese Landschaft selbst. Ihren Charme und ihre Überzeugungskraft bezogen sie aus jenen Erzählungen und Gesichtern, aber auch aus der Hartnäckigkeit, mit der Schubert über all die Jahre am schlichten Konzept der Oral History festhielt.

In seinem neuen Film berichten alte Eifel-Bewohner, wie sie ihre Jugend erlebten. Eine Frau, die in ihrem Leben nie in einem Kino war, ein Bauer, der ein blindes Pferd hatte, Erzählungen vom ersten Radio im Dorf oder von Waisenkindern, die als billige Arbeiter mißbraucht wurden. Geschichten, zwischen Skurrilität und Alltag, bei denen die Gesichter der Erzählenden deutlich machen, daß die Idylle sich oft als blanker Horror entpuppte.

Schubert wartet mit stilistischen Neuerungen auf: Da werden nicht nur aus dem Off Zitate des englischen Philosophen und Essayisten John Berger eingesprochen, sondern da parlieren die Zeitzeugen ständig aus Monitoren, die auf der grünen Wiese stehen oder am Armarturenbrett eines Autos angebracht sind. Das mag als „kritischer Hinweis“ durchgehen, daß die Tradition des Geschichtenerzählens heutzutage längst vom Fernsehen abgelöst wurde, entbehrt aber auf der anderen Seite auch nicht einer gewissen Albernheit. Denn wo derartige Video-Games beispielsweise bei Wim Wenders Aufzeichnungen von Kleidern und Städten im Neon-fiebrigen Tokyo noch Sinn machten, wirken die Monitore auf satten Eifelwiesen bisweilen schlicht unfreiwillig komisch. Am 30.3., 22.30Uhr läuft der Film auch in West3. Reinhard Lüke

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