: Stille Post
„Ausverkauft“, hieß es zur Generalprobe von Andrej Worons „Dreigroschenoper“. Im Parkett blieben gleichwohl mehrere Reihen frei. „Sie werden schon sehen, warum“, meinte die ältere Dame am Einlaß. Aber da war nix zu sehen, bis zum Schluß. Dafür hatten es die Woron-Bilderwelten in sich, besonders jene Vehikel, die Woron eigens anfertigen ließ: in Metall gegossene Anklagen für die „verhärteten Herzen“ der Menschen. Worons selbst unprätentiös wie eh und je: Aus einer „Penny Markt“-Tüte förderte er Weintrauben zutage und war sichtlich genervt, als Applaus schon einsetzen wollte, bevor der Brechtsche rettende reitende Bote eingetroffen war.
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Ach, mit „Frauenkunst“ sollte und wollte das alles mal wider nix zu tun haben. Aber diese Frau hat was mit Kunst zu tun: Alison Knowles weilte in der Stadt, an mehreren Orten gleichzeitig, und hinterließ in Bremen ein paar tiefe, bleibende Eindrücke. Das gilt für ihre Mitmachaktion fist grips im Lichthaus, vor allem aber für ihre etwas stillere Schau in der Galerie „Beim Steinernen Kreuz“. Fließende Spuren, Farbe, Erde, Wasser, wahrhaftiges Getreide und fotokopierte Brotlaibe, vieldeutig übereinander geschichtet ... viel mehr als die Reste vergänglicher Kunstaktionen. Hier tun sich Welten auf. Performancekunst? Frauenkunst? Egal – bei Fluxus fließt ja alles zusammen. taz
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