piwik no script img

Stille Post

Die Seestadt bei trübem Himmel und Nieselregen kurz vor Geschäftsschluß. Bremerhaven sehen und – einkaufen. Zum Beispiel im Columbus-Center, wo man dem Chic der frühen Jahre auf Schritt und Tritt begegnet. Sie wissen schon: Einkaufspassagen mit Deckenhöhe 2 Meter 20 und dem Charme von Bedürfnistunneln; Warenwelten wie letzte Lieferungen eines abgewickelten Kombinats für Damenoberbekleidung.

Da kann man nur noch ins U-Boot „Fritz Bauer“ abtauchen, das im Museumshafen neben anderen auf Halde gelegten Schonern dümpelt. Allerhand Besucher – auch überregional – in der engen Röhre, wo einst 60 Mann in Wechselschicht Kartoffeln schälen oder sich als Kampfschwimmer durch eine enge Luke quälen mußten. Männer klären ihre Frauen über Torpedos und Tauchfähigkeit Fritz Bauers auf. Fritz Bauer: ein ganz klares Event in der Seestadt. Tourismus-Marketing: Es geht auch anders, doch so geht es auch!

t

Hui! Jetzt ist es mal wieder Zeit für knifflige Konzeptkunst in der Galerie Gruppe Grün. Aus Hamburg holte man Manfred Holtfrerich in den lichten Galerieraum im Fedelhören. Dort breitet er seine klugen Kunststücke, ja: Kunstgriffe aus. Skulpturen, die wie Vasen oder Teller aussehen, aber letztlich als Leinwände dienen – eine hübsche Testreihe zum Verhältnis Farbe/Objekt/Bild. Und Bilder, die wie Bilder aussehen: Holtfrerich hat getan, was mancher Künstler tut, wenn ihm die eigenen Bildideen ausgehen, und in den Museen nach Motiven gesucht. Er fand: Schillerbüsten, Prunkpokale und Adelsporträts. In abfotografierter und dann nochmals fotokopierter Form finden sich die Stücke jetzt bei Holtfrerich wieder, riesenhaft aufgeblasen, extra kontrastreich, extra knallig. Das ist hübsch plakativ und wahnsinnig clever und das wär's dann auch schon. Zu besichtigen bis 4. April (Fedelhören 32)

taz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen