: Stiftung ohne Geld
Die Sportstiftung NRW sieht ihre Existenz bedroht. Schuld Sind fehlende Einnahmen aus der staatlichen Sportwette
Eigentlich wollte der damalige nordrhein-westfälische Innenminister Fritz Behrens den Sportlern und Sportlerinnen des Landes etwas Gutes tun. Im Jahr 2000 rief der Sozialdemokrat die Sportstiftung NRW ins Leben. Ziel war es, „die Sporttalente in unserem Land langfristig und effizient an das nationale und internationale Spitzenniveau heranzuführen“. Doch Behrens und Kollegen hatten die Rechnung ohne die nachlassende Sportbegeisterung im Lande gemacht. Der Hauptteil der Stiftungseinnahmen sollte aus den Einnahmen des staatlichen Sportwetten-Anbieters Oddset kommen.
Deren Gewinne gehen jedoch seit Jahren stetig zurück. 2002 erhielt die Stiftung noch 5,5 Millionen Euro aus dem Wett-Topf. Im vergangenen Jahr sind die Konzessionsabgaben von Oddset auf 1,3 Millionen Euro gesunken – eigentlich waren 3,5 Millionen Euro eingeplant. „So können wir nicht seriös arbeiten“, sagte Stiftungs-Geschäftsführer Jürgen Brüggemann. 140 feste Arbeitsplätze von Trainern stehen auf dem Spiel. 70 Prozent der Ausgaben der Stiftung kommen den Trainern zu Gute. Seit Bestehen der Stiftung sind rund 14,5 Millionen Euro in deren Arbeit geflossen.
„Die Nachwuchssportler, die sportliche Höchstleistungen erbringen, sollen auch in der Schule und in der Ausbildung die bestmögliche Förderung erhalten“, forderte Sportminister Michael Vesper (Grüne) im Jahr 2000. Kritiker sprachen dagegen von einer „Unverschämtheit“ und befürchteten eine Förderung von „Medaillenküken“.
Den Lobbyisten des Landes war das nur Recht. Mit einer Spende von 150.000 Euro unterstützte im Jahr 2002 der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall die Sportstiftung NRW. Andere Firmen folgten. Der Anlass war eindeutig: NRW wollte die Olympischen Spiele 2012 in die Rhein-Ruhr-Region holen und die Sportstiftung NRW sollte dabei eine gewichtige Rolle spielen. Das Vorhaben klappte nicht und das öffentliche Interesse an der Stiftung sank wieder.
Zehn Millionen Mark hatte die Stiftung als Startkapital vom Land NRW bekommen. Die Summe sei in ihrem Wert „ungeschmälert“ zu erhalten, heißt es in der Satzung. Sollten die Einnahmen aus Oddset weiter einbrechen, ist wohl eine Satzungsänderung fällig. Oder Olympia muss ohne NRW auskommen. Bis zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking sei die Finanzierung zumindest gesichert.
HOLGER PAULER