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Stichwort: Gesetze

■ In der 'Neuen Zeit‘: „Suchen Busfahrer als Aushilfe

Obwohl böse Zungen behaupten, wir leben momentan in einer gesetzlosen Zeit, wird die Volkskammer nicht müde, pausenlos neue Verdikte zu verabschieden. Eines ihrer neuesten Produkte ist das am 1. Februar dieses Jahres in Kraft getretene Reisegesetz. Wie bei Werken dieser Art nun einmal üblich, steht auch in jenem Druckerzeugnis nicht nur drin, was erlaubt, sondern auch, was verboten ist.

So untersagt das Gesetz zum Beispiel bei Strafe des Paßentzuges eine von hiesigen Behörden ungenehmigte Arbeitsaufnahme jenseits unserer Grenzen. Und wer weiß, wie knapp beispielsweise Busfahrer, Verkäuferinnen und Sekretärinnen in diesem Land gesät sind, wird für diese Regelung durchaus Verständnis zeigen. Doch gibt es natürlich auch immer wieder Leute, die da meinen, Gesetze seien dazu da, daß man sie umgeht - daß man sie gar brechen soll (die Gesetze natürlich, nicht die Leute), wird meistens nicht so laut geäußert. Doch es gibt auch Ausnahmen. So konnte man am Montag im Zentralorgan der Wendehalspartei „Neue Zeit“ folgende Kleinanzeigen lesen: Suchen Busfahrer als Aushilfe, gegebenenf. nebenberuflich und halbtags. Tel. Berlin -West..., Fischfeinkostgeschäft in Markthalle/Wedding sucht Mitarbeiterin als Aushilfe, stundenweise.

Na schön, könnte jemand einwenden, schließlich gebärdet sich ja die CDU, die vierzig Jahre lang durch devotes Ja -Sagen glänzte, neuerdings oppositioneller als die Opposition. Nur sollte man dabei bedenken, daß das Reisegesetz doch auch mit Zustimmung eben jener so äußerst seriösen Partei die Volkskammer passierte.

Olaf Kampmann

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