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Steve Reich'n'Roll

■ Weltoffener Post-Rock und handwerks-stolze Pattern Music: Mice Parade

Über Tortoise war soeben die einsame Einschätzung zu lesen, die Band meditiere zuweilen dermaßen stoisch über ihre Loops und Patterns, „dass man als Hörer schon nach wenigen Minuten ziemlich nervös werden kann – es sei denn, man mag Musik als Möbel“ (Szene Hamburg 4/01). Was – auf das zweite Album der Aushänge-Post-Rocker gemünzt – stimmt: Dort nämlich bedienten sich die Chicagoer am sortenreinsten des Vokabulars der Minimal Music insbesondere Steve Reichs – geraume Zeit bevor dessen Arbeiten endgültig zu Tapetenartigem geremixt wurden.

Mice Parade kommen bei ähnlicher Ausgangsposition zu interessanteren Ergebnissen – was damit zu tun hat, gut fünf Jahre später dran zu sein. Als erweitertes Soloprojekt von Adam Pierce, neben Swirlies- und Philistines Jr.- nicht zuletzt Dylan Group-Schlagzeuger, interessieren sich Mice Parade für deren soliden Post-Rock genauso wie für „exotische“ Einflüsse: Dem nerdigen Einheits-Eklektizismus mancher Kollegen setzen Pierce und seine bis zu sechsköpfige Band Fundstücke nicht-westlicher musikalischer Traditionen, brasilianische field recordings oder die Chinesische Harfe entgegen, alles montiert in loopartig-offene Trackstrukturen, deren Heimat nicht der Sequencer sondern der Proberaum ist (was mit einem gewissen Stolz betont wird). Nicht zuletzt, weil dabei immer wieder des Komponisten zeitweiliges Lieblingsinstrument Vibraphon als markanter Melodie- und Klangfarbenlieferant dient, nannte ein britisches Onlinemedium das Ganze „Steve Reich'n'Roll“ (um von einem Kölner Kollegen zu „Philip Glass'n'Rock“ variiert zu werden).

Wenn Pierce' Parade jetzt auf Tour ist, findet sich neben der (Post-Rock-)Welt angeblich zweitbestem Schlagzeuger Doug Sharin (June of 44, Codeine, Him NY) und anderen auch Doro Tachler von Münchens Alles Wie Groß im Line Up – mit deren zuweilen etwas steifem Klassik-Core jetzt im Knust freilich nicht zu rechnen ist.

Alexander Diehl

Donnerstag, 21 Uhr, Knust

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