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Stern-Stunde

■ Weniger Steuern von Daimlerfürs Stadtsäckel

Es gibt drei Lösungen des Rätsels. Entweder unser Bürgermeister ist wirklich nicht so wichtig. Oder unser Bürgermeister ist zwar wichtig, wird es aber von den hohen Herren bei Daimler Benz nicht genommen. Oder drittens: Das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ ist nicht ganz seriös. Dort jedenfalls stand kürzlich zu lesen, die Leitung des größten bundesdeutschen Unternehmens habe die Bürgermeister „der wichtigen Daimler-Benz-Standorte“ zum Gespräch geladen. Grund genug, die Bürgermeister zu zitieren, sah die Daimler -Chef-Etage lt. „Spiegel“ in einer Hiobsbotschaft. Den Stadtvätern sollte schonend beigebracht werden, daß 1989 erheblich weniger Gewerbesteuer-Einnahmen von den Daimler -Umsätzen abfallen werden: Weil ungefähr sechs Prozent weniger AutofahrerInnen sich ihren großen Traum vom kleinen Mercedes erfüllen, müßten sich die Bürgermeister leider auch den einen oder anderen Herzenswunsch versagen.

Im Bremer Senat wußte man von alledem gestern noch gar nichts. Unser Bürgermeister war weder nach Stuttgart geladen, noch wurde er schriftlich auf mögliche Steuerausfälle vorbereitet, obwohl, so die Auskunft der Stuttgarter Werksleitung gegenüber der taz, „die Absatzeinbußen ein offenes Geheimnis“ sind und es „selbstverständlich zur Informationspolitik unseres Hauses gehört, die betroffenen Gemeinden rechtzeitig über die Folgen in Kenntnis zu setzen.“ Mutmaßung des Stuttgarter Werkssprechers: Der „Spiegel“ hat vermutlich nur vergessen, den Bremer Bürgermeister zu erwähnen. Falsch vermutet. Der Bürgermeister war gar nicht da.

Dabei ist klar: Auch wenn Daimler-Benz Bremen gerade den 14.000 Mitarbeiter eingestellt hat - alle 14.000 werden weniger Autos produzieren als früher: Von 173.00 PKWs pro Jahr wurde die Produktion auf 162.000 zurückgefahren, und auch die Sportwagenproduktion wird die Verluste nur teilweise ausgleichen. Was das den Finanzsenator kostet, wollte allerdings niemand verraten.

K.S.

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