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Steppenwolf auf Reisen

■ Wie sich Peter Maffay seinen Urlaub vom ZDF finanzieren läßt

Beim ZDF herrscht anscheinend akuter Personalnotstand, muß doch zwischen seinen aufreibenden Platten- und Tourneeproduktionen noch der gewiß nicht unterbeschäftigte Mehrfachmillionär Peter Maffay los und Reiseberichte für die Mainzer drehen. Dabei folgt der warzenlippige Deutschrocker persönlichen Vorlieben und reist in der ersten Folge mit dem Motorrad durch die Wüste Negev. Ein solches Unternehmen dient nicht zuletzt der Imageförderung, setzt sich Maffay doch gerne als einsamer Steppenwolf in Szene und verkauft kupierten Bürohengsten ein antiquiertes Männerbild zwischen Old Shatterhand und „Easy Rider“ mit entsprechend anachronistischen Ritualen, dabei noch den Ruf einer ehrlichen Haut genießend. Hinter den Kulissen aber agiert der Sänger mit dem treuen Beagleblick als gewiefter Geschäftsmann, der in einem nicht unbeträchtlichen Imperium alle Fäden in der Hand hält und seinen Distributoren die Regeln diktiert.

So einer schafft es denn auch spielend, noch den Jahresurlaub fremdfinanziert zu bekommen. Dem ZDF hat er gleich eine Reihe mit dem Titel Reisen mit Peter Maffay (an-)gedreht. Darin will sich Maffay unter anderem mit den völkerverbindenden und ökologischen Aspekten des Reisens auseinandersetzen, in Stereo, so daß man das Motorrad realitätsnah von links nach rechts brausen hören kann. Damit ihm auch keine D-Mark verlorengehe, gibt es dazu die Reiseaufzeichnungen des Gelegenheitsabenteurers in der aktuellen Ausgabe des 'Playboy‘.

Im Herbst wird der geschäftstüchtige Cowboy aus dem Villenvorort wieder losreiten; dann aber etwas gemütvoller mit dem Pony über Island und die Färöer. Heute abend aber erst mal Mit dem Motorrad durch Israel, um 21.15 Uhr im ZDF.

Harald Keller

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