: Steno im Rübenwinter
■ Grone-Schule feiert 100. Geburtstag
„Ordnung, Fleiß und Pünktlichkeit“ legte Heinrich Grone jedem Schüler seiner „Höheren Handelsschule“ zu Beginn dieses Jahrhunderts ans Herz. „Allen anderen Zerstreuungen und Vergnügungen der Großstadt hat er gänzlich zu entsagen,“ heißt es in einer Anordnung an die Lernenden von 1912. Derlei Devisen kann der Bildungsinteressierte sich nebst Fotos und alten Werbeplakaten in der Ausstellung „Vom Tintenfaß zum Terminal“ in der Aula des Stammhauses zu Gemüte führen. Denn der größte Hamburger Weiterbildungsträger feiert seinen hundertjährigen Geburtstag.
Aus den Anfängen mit Einzelunterricht in „Schön- und Schnellschreiben“ entwickelte sich die Grone-Schule zu einem überregionalen Weiterbildungsträger mit 60 Niederlassungen in Nord- und Ostdeutschland. 1994 öffnete die erste polnische Tochtergesellschaft ihre Pforten. Im Fest-Video erzählen Absolventinnen, wie sie im „Rübenwinter“ 1917 hungernd im Steno-Kurs saßen. Die 75jährige Käthe Paulsen haute nach dem Unterricht bei Grone in einem Schaufenster an der Spitalerstraße in die Tasten, um die Vorzüge der neuartigen „Typenhebelschnellschreibmaschine“ zu demonstrieren.
Der Schwerpunkt der Grone-Schule liegt auch heute noch im kaufmännischen Bereich. Gewerbliche, medizinische und gastronomische Ausbildungsgänge kamen jedoch im Laufe der Jahre hinzu. Finanziert werden die Fortbildungs- und Umschulungskurse größtenteils über das Arbeitsamt. Als die Bundesanstalt für Arbeit (BfA) 1992 diese Mittel kürzte, verlor ein Drittel der Grone-Lehrer ihren Job. Diese „Talsohle“ hält Grone-Chef Dr. Peter Rabels heute jedoch für „durchschritten“. am
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