: Steine im Dunkel
Prozessauftakt um militante Aktion gegen Hotelbau im Schanzenturm. Rätsel um gelbe Plastiktüte
Vor dem Amtsgericht hat gestern der Prozess gegen Martin B. begonnen. Dem Gegner des Mövenpick-Hotels im Schanzenpark wird von der Staatsanwaltschaft versuchte schwere Körperverletzung sowie schwerer Widerstand gegen die Staatsgewalt zur Last gelegt. Er soll zu einer militanten Gruppe von 50 Personen gehört haben, die am 17. Februar vorigen Jahres frühmorgens die Hotel-Baustelle attackiert und den Bauzaun auf 50 Metern Länge flachgelegt hatte (taz berichtete).
Ob der Angeklagte direkt zu den damaligen Akteuren gehörte, war der Polizei damals unklar. So wird B. stattdessen bezichtigt – wie oft in solchen Fällen –, am Rande des Parks Gegenstände auf einen anrückenden Polizisten geworfen zu haben.
Zu den Vorwürfen machte Martin B. gestern vor Gericht keine Aussage. Auch der betroffene Polizeibeamte, Rainer O., in dessen Richtung zwei Steine geflogen sein sollen, konnte keine konkreten Angaben machen. Er habe nur beim Anrücken gegen sieben Uhr morgens gemerkt, dass eine Gruppe von 30 Personen den Bauzaum vor dem Wasserturm umgeworfen hatte und mit Leuchspurmunition auf den Turm schoss.
Als von überall her Sirenen zu hören gewesen seien und er „Halt, Polizei!“ gerufen habe, sei eine Gruppe von 15 bis 20 Personen auf ihn und seinen Kollegen zugelaufen, um in Richtung des Kleinen Schäferkamps zu flüchten. Plötzlich seien aus dem Dunkel zwei Steine in seine Richtung geflogen, die ihn nur knapp verfehlt hätten. „Woher sie gekommen sind, und wer sie geworfen hat, kann ich nicht sagen“, so O.
Er selbst sei erst auf B. aufmerksam geworden, als dieser bereits vor seinem Kollegen S. auf dem Boden lag, der ihn als vermeintlichen Steinewerfer gestellt hatte, sagte O. aus. Daneben habe eine gelbe Plastiktüte gelegen – und ein Stein. Wie die Gegenstände dahin gekommen seien, wisse er nicht. Ebenso wenig, warum diese gelbe Plastiktüte inzwischen als mögliches Beweismittel beim Staatsschutz verschwunden ist.
Der Prozess wird am 2. Mai fortgesetzt. KVA