Steigender Bandbreitenbedarf: Angst vor dem Netzstau
Der Bandbreitenbedarf im Netz wächst schneller als die Infrastruktur für schnelle Internetzugänge. In den USA reagieren die Provider bereits mit Limits für Bandbreiten.
Der Netzinfrastrukturanbieter Cisco fürchtet, dass es in den nächsten Jahren zu Engpässen bei der Internetversorgung kommen könnte. Grund sind nicht die immer noch verhältnismäßig schlecht ausgebauten Netze in ländlichen Regionen, sondern das Wachstum beim Datenverkehr.
Durch die Nutzung von Video- und anderen Internetdiensten wachse der Bandbreitenbedarf jährlich um 50 Prozent. Zwischen 2008 und 2013 sei in Deutschland mit einem Anstieg von 0,5 Exabytes im Monat auf 2,5 Exabytes im Monat zu rechnen. Ein Exabyte entspricht 1000 Petabytes, wobei sich 1 Petabyte aus 1000 Terabytes zusammensetzen. 1 Terabyte entspricht wiederum der Größe einer im Handel erhältlichen Festplatte neueren Datums.
Die Provider können auf mehrere Arten auf die zunehmend knappe Bandbreite reagieren. Entweder sie bauen ihre Infrastruktur aus, was jedoch ordentlich Geld kostet, oder sie limitieren die Nutzung ihrer fleißigsten Kunden. In den USA geht der Trend zu letzterem. Mehrere große Anbieter in dem zunehmend konsolidierten Markt planen, nur noch eine bestimmte Anzahl an Gigabytes Datentransfer pro Monat in die eigentlich als Pauschale (Flatrate) ausgelegten Tarife aufzunehmen. So plante etwa Time Warner Cable eine Limitierung von 40 Gigabyte für 55 Dollar im Monat. Nach Protesten wurden diese Pläne zunächst zurückgestellt.
Das Problem: Solche Limits sorgen dafür, dass User das Netz weniger stark nutzen und sich insbesondere bei Multimedia-Angeboten zurückhalten. Die großen Provider stört das in den USA weniger, verkaufen sie doch häufig parallel TV-Unterhaltungspakete, die separat abgerechnet werden. Video-Anbieter wie YouTube oder iTunes, die unabhängig von Internet-Providern arbeiten, könnten das Nachsehen haben. Große Netzkonzerne wie Google befürchten bereits eine Schädigung des Innovationstempos.
Wie eine eingeschränkte Netznutzung aussehen kann, lässt sich am Mobilfunk-Internet ablesen. Dort gelten in Deutschland häufig Bandbreiteneinschränkungen bei Flatrates, die bei maximal fünf Gigabytes im Monat liegen. Wer hier mehrere Filme im Netz erwirbt, hat nach zwei HD-Streifen bereits sein Limit überschritten. Andere Anbieter rechnen sogar pro Megabyte ab. Ein Song mit einem Umfang von drei Megabytes, der bei iTunes 99 Cent kostet, erhöht sich so bei einem Prepaid-Anbieter, der 24 Cent pro Megabyte verlangt, mal eben um 72 Cent rein für die Datenübertragung.
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