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Stehen in Manila die Zeichen auf Versöhnung?

■ Zwanzigtausend demonstrierten am Montag in Manila vor dem Regierungspalast gegen das Mendiola–Massaker / Die Polizei hielt sich im Hintergrund / Aquino traf Bauernführer / Institutionalisierter Dialog über die Probleme der Armen eröffnet

Aus Manila Nina Boschmann

Elf Monate hat es gedauert, aber nun ist er da, der erste Witz über die philippinische Präsidentin Corazon Aquino, wurde am gestrigen Montag von einem Sprecher der militanten Gewerkschaft KMU verkündet: Zwei Männer unterhalten sich, sagt der erste: Cory ist ok. Sie hat den Bauern Land versprochen und sie hat ihnen welches gegeben. Fragt der Zweite: Tatsächlich? Wo liegt es denn? Antwortet der erste: Unter der Erde. Andere Gewerkschafter schickten der Präsidentin zum Geburtstag schwarze Särge. Der Bann ist gebrochen, der Marienkult ist dahin. Die mittlerweile 19 Toten des Massakers auf der Men diolabrücke vom vergangenen Donnerstag haben die alte unter Marcos entwickelte Protestkultur zumindest in der legalen Linken wiederbelebt, die gestern vor dem Regierungspalast einen selten erlebten Triumph feierte. 20.000 Demonstranten marschierten mit geballten Fäusten unter einem Meer von roten Fahnen unbehelligt über die Bannmeile, die Polizisten verzogen keine Miene, die Wasserwerfer blieben trocken, als das traditionsreiche nationalistische „bayanki“–Lied in endlosen feierlichen Kanons intoniert wurde, die Minister verzogen keine Miene, als auf Spruchbändern der Rücktritt ihrer Kollegen gefordert wurde. Nach den Toten kommt die Versöhnung. Dies ist, so scheint es, die Devise der Aquino–Regierung in diesen Tagen, um sich die Linke vor der Abstimmung über die neue Verfassung nicht völlig zu vergraulen. War die Präsidentin monatelang für die Vertreter von Basisgruppen nicht zu sprechen, so traf sie gestern morgen endlich mit Bauernführer Jaime Jimmy Tadeo zusammen. Wo die KMP mit ihren Forderungen nach einer zügigen Verteilung brachliegender Ländereien bisher stets ins Leere lief, wurde am Montag endlich reagiert. Ähnlich wie bei den Friedensverhandlungen mit den Guerillagruppen wird es in Zukunft auch für die Probleme der Bauern und städtischen Armen Dialoge mit festen Bezugspersonen aus dem Regierungslager geben. Während am vergangenen Donnerstag die protestierenden Bauern direkt mit Polizei und Marineeinheiten konfrontiert wurden, hieß es gestern „peoples power gegen peoples power“. Die Polizei hielt sich im Hintergrund, in vorderster Front vor dem Palast standen Priester, Nonnen, stellvertretende Minister und viele Freiwillige aus mittelklasseorientierten Basisorganisationen, die Aquinos Wahlkampagne im vergangenen Jahr maßgeblich getragen hatten. Eine weiße Fahne des August 21–movement, einer nach Ninoy Aquinos Tod gegründeten Bürgerrechtsbewegung, symbolisierte das Engagement der Regierungsseite. „Was am Donnerstag geschehen ist, ist unendschuldbar. Es darf nie wieder geschehen. Wir wollen Frieden. Deshalb sind wir hier“, erklärte eine anonyme Elegante ihren Einsatz. Doch im roten Lager ist man inzwischen auf diese Art von Verbündeten nicht mehr besonders scharf. Da heißt es nur: „Du willst zum Regierungspalast? Dann pack mal die kugelsicheren Ohrringe ein“.

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