cdu vor neuer chance : Steffels größter Dienst
Sicher, die CDU macht sich derzeit nach außen alles andere als gut. Wer sich nicht gerade näher mit der Union befasst, schaut nicht mehr durch. Nicht genug das Gezerre um den Landesvorsitz, nun ist auch noch der Fraktionsvorsitz neu zu besetzen. Kurth? Wollte der nicht Landesparteichef werden?
Kommentar von STEFAN ALBERTI
Doch letztlich kann der Union gar nicht Besseres passieren, als alles in einem Aufwasch zu erledigen, Landes- und Fraktionschef zeitnah neu zu besetzen. Ohne Steffels Rücktritt hätte sie nach einem möglichen Kurth-Sieg beim Parteitag dem eigentlichen Duell Kurth gegen Steffel entgegengefiebert. Das aber stand mit der turnusgemäßen Neuwahl des Fraktionschefs erst im Frühsommer 2004 an.
Personaldebatten hätten bis dahin weiter inhaltliche Arbeit in den Hintergrund gedrängt, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung der CDU. Ein Antrag zu vorzeitiger Abwahl hätte die nötige Zweidrittelmehrheit nicht gefunden, 11 der 35 Abgeordneten hätte Steffel in jedem Fall noch auf seine Seite gezogen.
Nur Steffel selbst konnte die Union von sich befreien. Das hat er getan, wenn auch nicht in der Konsequenz, sich komplett aus der Politik zurückzuziehen. Mit seinem Rücktritt hat er seiner Partei vielleicht den größten politischen Dienst seiner bisher zwölf Parlamentsjahre erwiesen und ihr einen neuen Anfang ermöglicht.
Denn bis zur nächsten Berlin-Wahl 2006 sind es noch drei Jahre, das jetzige Chaos haben die Wähler dann längst vergessen. Egal ob Kurth oder Zimmer das Rennen macht: Ohne die Dauerquerelen um ihren Chef wird die Fraktion befreiter arbeiten und dem Senat das Leben schwerer machen können. Rot-Rot hat seinen besten Mann verloren.