: Statistik gegen Gewalt
■ Senat führt Buch über Gewalt und Drohungen gegen Behinderte
Hamburg ist Halle. Einen Tag nach dem Überfall auf eine Rollstuhlfahrerin in Sachsen-Anhalt, bei der der behinderten Frau ein Hakenkreuz ins Gesicht geschnitten worden war, berichteten gestern auch Behörden und Organisationen in Hamburg über zunehmende Gewalt gegen Behinderte.
„Pöbeleien und Drohungen gegen Behinderte haben sehr zugenommen, vor allem von Jugendlichen“, erklärte der Hamburger Senatsbeauftragte für Behinderte, Gerhard Koll. Seit Beginn dieses Jahres wird eine offizielle Statistik über derartige Gewaltakte geführt. Ob das den Betroffenen hilft?
Klar ist jedenfalls, daß diese neue Statistik nicht besonders aussagekräftig sein wird, da Handgreiflichkeiten und Drohungen gegen Behinderte häufig gar nicht erst angezeigt werden. Die Behinderten, so Kolls Erklärung, fürchteten, von den Behörden nicht ernst genommen zu werden. Ein Informationsblatt über den Umgang mit Behinderten soll die Hamburger Polizei jetzt für diese besondere Problematik sensibilisieren.
Der Hamburger GAL-Abgeordneten Sonja Deuter sind 1993 insgesamt drei Fälle von Gewaltakten gegen Behinderte in der Hansestadt bekannt gworden: Im Dezember wurde eine spastisch gelähmte Frau von Jugendlichen zwischen zwölf und 16 Jahren beschimpft und ihre Mütze anschließend in Brand gesteckt. Im Januar hatte ein Jugendlicher einer gehbehinderten Frau Farbe ins Gesicht gesprüht, ihre Freundin wurde im selben Monat am Telefon massiv bedroht.
Und Gerda Stolten vom Diakonischen Werk hat beobachtet: „Das soziale Klima ist insgesamt kälter geworden und das trifft natürlich besonders die Schwächsten“.dpa
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