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Stasi/VS

Berechtigt sind Empörung und Entsetzen über die aufgedeckten Praktiken der Stasi. Vieles kommt uns — bei aller Verschiedenheit der Dimensionen — aus unseren Erfahrungen mit dem westdeutschen Verfassungsschutz (VS) bekannt vor.

Wir wissen von mehreren Fällen, in denen „informelle Mitarbeiter“ des VS in Anti-AKW- und Friedensgruppen eingeschleust wurden, nicht nur zur Ausforschung und Denunziation, sondern auch als direkte agents provocateurs. Einen von uns hätten die lügnerischen Denunziationen eines VS-IM um ein Haar als angeblichen Brokdorf-Rädelsführer ins Gefängnis gebracht; das mißlang nur, weil der Spitzel vor Gericht zusammenbrach und gestand, vom Staatsanwalt zur Falschaussage angestiftet worden zu sein. In ungezählten Fällen haben die Berichte von VS-Agenten auf der Basis des „Radikalenerlasses“ Existenzen vernichtet und Lebensperspektiven zerstört.

In Abwandlung des Adorno-Wortes: Wer von der Stasi reden will, darf vom Verfassungsschutz nicht schweigen. Prof.Dr.Wolfram Thiemann, Prof.Dr.Jens Scheer, Bremen

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