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■ StandbildLichtblick: Gegen den Strich, Vox, Montag, 22.10 Uhr

Gegen den Strich, Vox, Montag, 22.10 Uhr

Gastgeber Dagobert Lindlau diagnostizierte „emotionale Verlogenheit“, Publizistin Roggenkamp beklagte „kollektives Sich- Befriedigen“, Bayern-Juso Huber jammerte über die Entpolitisierung, CDU-Rechtsausleger Heinrich Lummer machte einen „totalitären Ansatz“ aus. Um Mißverständnisse zu vermeiden: Diese Talk-Gäste waren sich grundsätzlich einig, nämlich in ihrem Eintreten gegen Lichterketten als Massenprotest gegen Ausländerfeindlichkeit.

Damit war ihnen das erste Instrument aller TV-Plauderer per Konzept schon einmal aus der Hand genommen. Allzu undifferenziertes Aufeinanderhacken Andersdenkender mußte wegen mangelnder Gegnerschaft entfallen. Blieb nichts anderes als die Beschäftigung mit dem Detail. Und da konnten sich dann Lindlaus Gäste in aller Ruhe selbst entlarven. Der Bavaria- Sozi Huber etwa als fescher Jungpolitiker mit Ausdauer, der das schicke Wort von der Entpolitisierung doch glatt ein dutzendmal in die Runde warf und eine Grundsatzdiskussion über die „Handlungsunfähigkeit der Politik“ anzetteln wollte. Oder Heinrich Lummer, der sich selbst outete, indem er gegen die „Demonstrationsromantik“ der Lichterkettler polemisierte, nur weil sie sich als „Volksfront gegen Rechts“ formierten.

Dazwischen agierte Lindlau meinungsfroh und süffisant. Ihm brannten Fragen auf den Nägeln, er scheute sich nicht vor eigenen Positionen, verlangte aber von seinen Gästen Antworten.

Dieser Talk-Show-Ansatz hat einiges für sich. Das „Forum für die andere Meinung“ (Vox-Eigenwerbung) zu einem Podium für eine einzige, nämlich unpopuläre, Meinung zu machen, das macht Sinn in der TV-Inflation von wohlausgewogenen Gesprächsrunden und schwarzweißmalenden Anbrüllshows. Doch warum kommt diese Idee nicht ohne Feigenblatt aus? Warum mußte Gisela Oechelhäuser als Mitinitiatorin der Berliner Lichterketten die Ehre der Zunft retten?

Die Kabarettistin vollführte den Spagat zwischen Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns und kopfnickendem Anerkennen der Gegenargumente wenig überzeugend. Schade, denn sonst war die Vielschichtigkeit der einen Meinung spannend anzusehen. Christoph Heinzle

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