■ Standbild: Hafenpatrouille
„Einsatz für Lohbeck“, Dienstag, 18.55 Uhr, ARD
Der Tag war lang und verlief enttäuschend. Hauptkommissar Lohbeck stiehlt sich leise in die Wohnung, um seine Tochter nicht zu wecken. Prompt und mit entsprechender Geräuschentwicklung stolpert er im Dunkeln über eine unbekannte Schikane. Keine Leiche – wir sind ja noch im Abendbrotbeiprogramm –, sondern die Habseligkeiten einer Gruppe von Hausbesetzern, deren bisheriges Domizil von der Stadt Duisburg abgerissen wurde. Tochter Michaela hat die obdachlosen Kommilitonen kurzerhand in ihre geräumige Heimstatt eingeladen, und dort lagern sie nun, auf zwei Zimmer verteilt. Nachdem er alle anstehenden Kriminalfälle gelöst hat, findet Lohbeck gegen Ende der Episode schließlich auch für dieses Problem eine Lösung und bringt die ungebetenen Gäste auf einem Hotelschiff unter. Für den Umzug stehen gar uniformierte Kollegen als Freunde und Helfer und eine Wanne als Transportfahrzeug zur Verfügung.
Ja, das ist Wasserschutzmann Lohbeck, der neue Werberahmenheld der ARD, wie er leibt und lebt und durch die Binnengewässer von Duisburg-Ruhrort schippert: ein ruppiger Gesetzeshüter mit sozialer Ader, in beruflichen Dingen eigensinnig, wenn's darauf ankommt aber auch mal Kumpel. Eine Figur, der sich einiges abgewinnen läßt, von Jürgen Schmidt unegal und sperrig, aber ohne Übertreibung angelegt. Leider zeigten seine Kollegen weit weniger Disziplin. Ingolf Lück in der Rolle eines schmierlappigen Schiebers lieferte ähnliches Kasperletheater wie in seinen Kondom-Spots. Noch schlimmer jene Nebendarsteller, die offensichtlich meinten, auf Götz Georges Schimanski partout noch einen draufsetteln zu müssen, und knallköpfiges Draufgängertum markierten, das ein aufmerksamer Regisseur mit sofortiger Suspendierung hätte ahnden müssen.
Ein wenig blaß und überdies klischeebehaftet bleiben vorerst Lohbecks Mitstreiter, die ausgeschlafene Anne Kasprik, der notorische Schürzenjäger Mark Keller und der altgediente Fahrensmann Michael Hanemann. Katja Studt hingegen war wieder hundertprozentig Tochter, und das kann sie einfach.
Martin Lohbeck vermag Klaus Wennemanns „Fahnder“ nicht zu ersetzen, ist aber, wenn der Pilotfilm nicht täuscht, eine angenehme Gestalt inmitten des ansonsten durchweg inferioren Vorabendpersonals der ARD. Harald Keller
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