■ Standbild: Ossibär in Gummi
„Was'n Spaß“, Dienstag, 20.15 Uhr, ZDF
Mit den Fernsehshows ist es wie mit allem im Leben: In der Erinnerung erscheint vieles besser, das Negative wird kurzerhand ausgeblendet. Doch wenn dann eine Wiederholung kommt, fragt man sich nur noch, was an all den kontaktarmen Menschen, die mit Bulldozern Sektflaschen entkorkten, eigentlich so lustig war. Auch die Spitting-Image- Puppen riechen schon etwas streng, seitdem bei ZAK der ganze Bundestag als Gummimutanten vor sich hinkalauert.
Nun also auch noch Thomas Gottschalk und Wolfgang Lippert: der eine als angekokste Supernase, der andere als strunzdummer Ossibär. Doch wieviel Sinn macht es eigentlich, Showmaster zu imitieren, die schon im richtigen Leben die Moderatorendeppen der Nation sind?
Leider gar keinen. Denn daß Gottschalks Witz inzwischen zäh wie Gummibärchen ist und die Quotenevolution aus Wolfgang Lippert den fröhlichsten Verlierer der Einheit gemacht hat, gehört mittlerweile zum Allgemeinwissen. Und klar war das schön, als Frank Elstner am Kandidatenpult ständig Ja mit Nein verwechselte – aber immer aufs neue in einen Moderator reintreten, der schon seit Jahren verschwitzt am Studioboden liegt?
Daß es nicht unbedingt Kostüme braucht, um sich zum Hanswurst zu machen, zeigten anschließend Kienzle und Hauser in „Frontal“. Vielleicht wäre ein Rest Unterhaltung zu retten gewesen, wenn die Gagschreiber einfach die Sprüche der echten Pappnasen übernommen hätten. Statt dessen schwitzten sie noch Stumpfsinnigeres hervor: „Ist das ein Vor-Handy oder ein Rück-Handy?“
Gar nichts ist das! Allenfalls das Unvermögen, die Gebühren sinnvoll auszugeben. Allzu selbstherrrlich brühen uns die Mainzelmänner aus dem vermeintlichen Lorbeer vergangener Showtage eine laue TV- Suppe. Dabei gab es schon damals große Aussetzer bei Kandidaten und Studiogästen. Oder sollte uns der sonnenbankgegerbte Hitparaden-Indio von „Modern Talking“ nur vor Augen halten, daß Fernsehen schon früher oft scheiße war?
Ausgerechnet ein kleines Stück DDR-Fernsehen sorgte für den einzigen Lichtblick: Wie in der Schlagerparade von 1983 ein frisch fertigpubertierender FDJ-Twen mit einem „Erna kommt“ auf dem Lippi die Phalanx der scheintoten Zuschauer abschritt – das war schon eine Klasse für sich! O.G.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen