■ Standbild: Skandalsuche
„Alles Schwindel? Der Grüne Punkt, die Medien und das Geld“, So., 22.30 Uhr, ZDF
Das Seltsame am Titel ist das Fragezeichen. Seit es den Grünen Punkt gibt, wird über Schiebung und Schwindeleien berichtet. Die Behörden drücken alle Augen zu bei einer Millionenindustrie, die unter Öko-Label den überflüssigen Kunstoff in noch überflüssigere Endprodukte verwandelt. Das hat nun auch das ZDF gemerkt: Als Zeugen der Anklage präsentiert der Film von Sabine Kemper einen TV-Produzenten, den die Grüne-Punkt-Firma DSD als informellen Mitarbeiter gewann: Bei einem TV-Beitrag über den Grünen Punkt bezahlte ihn DSD – eher ein Problem des korrupten Journalismus als eins des Grünen Punkts. Mit einem 50-Millionen-Etat versuche das DSD, Kritik zu entschärfen und Positives zu lancieren – als sei das nicht das A und O erfolgreicher PR. Gewürzt mit unappetitlichen Müllszenen werden dann Bilder vom illegalen Plastikmüllexport gezeigt – Skandale von gestern und vorgestern. Dabei enthüllt der Bericht durchaus Interessantes: etwa wie eine Tochterfirma der DSD-PR-Agentur es schaffte, einen Film im WDR zu plazieren, um einen Konkurrenten anzuschwärzen. Der Einsatz eines stimmverzerrten Dunkelmannes und interner DSD-Papiere verhehlt nicht, daß der Film so gern einen richtigen Skandal aufdecken würde, das aber nicht so recht schafft. Dabei wird der wirkliche Skandal ganz am Rand sogar erwähnt: Wenn der Experte des Wuppertal-Instituts ganz unaufgeregt davon spricht, daß „beim DSD alle zusammenkommen, die daran verdienen, daß Müll erzeugt, hin und her geschoben und verwertet wird, während die Konsumenten dafür zahlen.“ Manche Skandale sind eben seit Jahren bekannt.
Bernhard Pötter
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen