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Standbild: Peter Weck ahoi

■ "Sicher ist sicher", ZDF, 14.2., 19.30 Uhr

Gegen „Publikumslieblinge“ im Serienfernsehen kämpft alle Dramaturgie vergebens. Nein, falsch: Der Publikumsliebling ist die Dramaturgie, denn ER macht jedes Bild, das IHN nicht zeigt, und jede Szene, die nicht von IHM erzählt, vollständig überflüssig. Der Publikumsliebling — vom Ansager verschmitzt als solcher angekündigt — pflanzt sich vor eine Kamera: adieu, du schöner Fernsehabend, und Grüß Gott, Peter Weck.

Der Mann, in Eitelkeit ergraut, war unlängst noch Fernsehfamilienvater und Fernsehgatte von Thekla Carola Wied, die ihrerseits inzwischen als Nonne „Wiegutdaßesmariagibt“ im Publikumslieblingsgeschäft schon einen Riesenschritt weitergekommen ist. Höchste Zeit also für Peter Weck, sich seinerseits nun doppelt sympathisch aufzudrängen: als Regisseur in ureigener Hauptdarstellersache, denn: „Sicher ist sicher“ — und: wie gut, daß es zum plagiieren Liebling Kreuzberg gibt.

Was Manfred Krug für Kreuzberg ist, will Weaner Peter Weck für — ja, da fängt's schon mal an: Versicherungsjurist Herr Doktor Zwölfer alias Peter Weck löst seine Fälle im Niemandsland, dort, wo die Drehbuchschablonen wohnen, dort wo der Dialogwitz und die Phantasie längst ihren Hut genommen haben. Wo Jurek Becker sich für den Anwalt Liebling einfache, kleine Alltagsgeschichten ausdenkt, die örtlich, zeitlich und psychologisch stimmen, greift Drehbuchautorin Lida Winiewicz für Peter Weck und seinen Statistenstab wahllos ins letzte Regal der Serienladenhüter und holt heraus, was Idiotie und Stumpfsinn je zu bieten hatten: Ein Rennpferd, zum Beispiel, das vom deutschsprachigen Niemandsland ins bauchtanzende Marrakesch verkauft wird, dort aber als Schindmähre aus dem Flugzeug steigt. Wie das? Ja, also: der Jockey hatte nämlich einen Zwillingsbruder, der Aufpasser konnte nicht richtig gucken — Haftschale verloren —, und so war irgendwie aus einem Pferd ein zweites und hinten rum durchs Flugzeug vor dem Abflug die ganze Chose als Versicherungsbetrug verdoppelt eingefädelt, um aufzufliegen durch Doktor Zwölfers elften Sinn. Die Sinne eins bis zehn hat Peter Weck besetzt mit sich: Er will uns ein Bildnis machen seiner selbst, und das eine ganze Stunde lang. Und wie das so ist mit „Publikumslieblingen“, die in der Serienredaktion vom ZDF die Freiheit von Narren haben, darf sich Peter Weck am 28. Februar schon wieder — dann in der Folge „Hai ahoi“ — vor unseren Augen produzieren. Vielleicht aber hat man sogar beim ZDF ein wenig das Fracksausen bekommen: „Vorerst“ sind nur drei Folgen der Serie produziert, heißt es aus der Redaktion. Man will also wohl auf Doktor Zwölfers Einschaltquoten warten, bevor der Publikumsliebling weitermachen darf. Doch wie man das serienliebende Publikum des ZDF so kennt, wird es dem Peter Weck die Quoten zu Füßen legen, auch wenn es schon mit der ersten Folge fünf nach Zwölfer ist. Sybille Simon-Zülch

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