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Ständig Konsum?

■ Sozial benachteiligte Jugendliche aus Lateinamerika besuchten für eine Woche Hamburg

Maya fängt plötzlich an zu weinen. Schnell wirft sie die Hände vors Gesicht und läuft aus dem Raum. „Ihr fällt der Abschied schwer“, sagt Christa-Berta Kimmich, Betreuerin der european playwork association (e.p.a.). Maya sollte erzählen, mit welchen Zukunftsvorstellungen sie nach Lima zurückkehrt. Doch auf einmal ist der Abschied so nah, denn schon morgen geht die Reise los.

Das 16jährige Mädchen ist ein Straßenkind aus Peru. Insgesamt 20 Jugendliche aus Lateinamerika besuchten, gefördert durch die EG, für eine Woche Hamburg. „Wir sind nicht mit dem Europa einverstanden, das sich so abschottet“, erklärt Frau Kimmich das Prinzip von e.p.a. So sollte durch diese Reise eine interkontinentale Begegnung für sozial benachteiligte Jugendliche stattfinden - zum ersten Mal in dieser Art. E.p.a. ist ein Netzwerk von Stadtteil-Initiativen und Jugendzentren aus verschiedenen Großstädten. Partner in Hamburg ist der Abenteuerspielplatz Brunnenhof in St. Pauli.

Die 15- bis 24jährigen aus Kolumbien, Peru und Argentinien waren zuvor je eine Woche in Jugendzentren in Malaga und Lissabon zu Gast. Gestern berichteten sie in den Räumen des Abenteuerspielplatzes, dessen Mitarbeiter auch für die Unterbringung der 20 Jugendlichen sorgten, von ihren Erlebnissen in Hamburg.

„Ich dachte immer, Europa ist reich, da gibt es alles. Doch auch hier gibt es Bettler und Drogenabhängige. Ich glaube, hier herrscht zuviel Individualität. Jeder muß allein klarkommen. Ständig muß konsumiert werden“, sagt Diana aus Bogota auf Spanisch. Christa-Berta Kimmich übersetzt. Auch Gustavo, aus Buenos Aires, hatte vorher ein anderes Bild von Europa: „Durchs Fernsehen hatte ich eine falsche Meinung. Ich dachte, hier haben alle viel Geld. Doch auch hier gibt es Arme. Vor allem allein sind eine Menge Leute. Das ist bei uns nicht so. Eigentlich haben die hier nichts, an dem sie festhalten können.“

Auch Begegnungen mit dem alltäglichen Rassismus hatten die Jugendlichen. „Ich saß einmal hier in Hamburg in einer vollen U-Bahn, nur neben mir war ein Platz frei. Keiner wollte neben einer Schwarzen sitzen“, berichtet Rosalis aus Kolumbien. Monica, auch aus Kolumbien, findet den Rassismus hier nicht so schlimm: „Zu Hause haben sie mir Angst gemacht, daß ich hier umgebracht werde oder so. Aber es ist gar nicht so schlimm.“ Einmal habe sie sich verlaufen, und da habe sie sogar eine Frau bis nach Hause gebracht.

Auch Maya findet wieder Worte und gesteht, daß sie sich auf zu Hause freue - aber auch auf ein Wiedersehen .

Andrew Ruch

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