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St. Pauli hört nichts

■ Nach dem 2:4 gegen Karlsruhe kämpft Glöckner Uli Maslo gegen taube Ohren

Hamburg (taz) – In bekannter Diktion hatte St. Paulis Trainer Uli Maslo „seinen Burschen die Glocke geläutet“, um auf die mißliche Situation im Abstiegskampf hinzuweisen. Zumindest seine Hintermannschaft hat die Glocke des mit 58 Jahren betagtesten Bundesliga-Coachs nicht gehört. Die wollte ihre meditative Verbundenheit mit einem lauen Vorfrühlings- Nachmittag nur ungern durch die Lederkugel stören lassen: Sinnbildlich für das Verhalten der Defensivsektion war, wie Hanke Karlsruhes Wück bei dessen Vorbereitung des Führungstreffers derart anteilnahmslos folgte, als wolle er einen Beitrag zur freien Stürmerentfaltung leisten.

Die Karlsruher – ohne ihre verletzten top drei Häßler, Dundee und Tarnat – waren überrascht ob der geringen Widerständigkeit. Denn was KSC-Coach Schäfer aufgeboten hatte, konnte niemanden ernsthaft ängstigen: Der in seiner Motorik bratwurstähnlich-begrenzte Wittwer, Dirk Schuster oder der eingewechselte Metz demonstrierten rudimentäres fußballerisches Potential.

Komfortabel für die Gastgeber war, daß auch der KSC Verhinderung von Toren nicht als oberste Prämisse ansah und St. Pauli in Führung gehen ließ. Systematisches Vorgehen war im Gebaren beider Teams selten erkennbar. Rustikales dominierte im Mittelfeld, Überraschung und Esprit waren halbstündig zu erwarten.

Der KSC praktizierte das Elend-System aktiver, die St. Paulianer verweigerten minutenlang die eigeninitiative Teilnahme am Spiel, was es sogar Dirk Schuster ermöglichte, den Ball ins Tor zu köpfen. „Eine solch schlechte Abwehrleistung von uns habe ich noch nie gesehen“, klagte Maslo. Er besteht aber darauf, „alles noch in eigener Hand“ zu haben.

Das wird schwer: Die beste Figur in diesem Jahr gaben seine „Burschen“ bislang beim Hochseefischen und Kaftan-Tragen im saudiarabischen Trainingslager ab. Welches Alarmsystem Glöckner Maslo installieren will, bleibt vage: Man müsse reden, um die Fehler abzustellen.

Dafür muß Maslo, der bisweilen wie ein Sektenbeauftragter für verworfene Methoden der Mannschaftsführung wirkt, wohl noch eine Nachtschicht einlegen, um morgen gegen Bremen zu bestehen. Rainer Schäfer

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