: St. Pauli-Atmosphäre
■ Der HSV schlägt im neuen Stadion Bochum mit 1:0
Kurz vor dem Anpfiff des ersten Heimspiels zeigten sich die Verantwortlichen des HSV keineswegs so gelassen wie in der vergangenen Woche. Da bat der 1. Vorsitzende Werner Hackmann die Fans im Vorwort der Stadionzeitung „HSV-Live“ um Verständnis für die Situation, die, so Hackmann, „sicherlich einmalig“ sei. Allerdings redet er weiter hinten im Heft dann doch von „Unpäßlichkeiten, die man in den ersten zwei, drei Spielen hinnehmen muß“.
Auch der zweitmächtigste Mann beim HSV, Holger Hieronymus, konnte rhetorisch nicht gerade glänzen. Auf die Frage, ob es denn neben den zahlreich vorhandenen Problemen des neuen Stadions auch Vorzüge gebe, antwortete der Vize-Vorstand: „Da haben sie mich jetzt aber auf einem ganz falschen Fuß erwischt.“ Da zeigte sich Aufsichtsrat Jürgen Hunke doch bedeutend souveräner: „Ganz toll hier, da herrscht ein bißchen St. Pauli-Atmosphäre.“
Obwohl noch mitten im Bau, läßt sich jetzt schon erkennen, daß die neue Volksparkarena ein Schmuckkästchen wird. Auch die Fans zeigten sich verständnisvoll und begeistert: „Das ist zwar alles ein bißchen chaotisch hier“, so ein Anhänger, „aber das nehmen wir in Kauf.“
Das erste Opfer der neuen Stimmung wurde gestern der VfL Bochum. Dabei gelang dem Polen Jacek Dembinski nach 31 Minuten das erste und entscheidende Tor zur Neueröffnung der wichtigsten HSV-Filiale. Dabei hatten die Rothenbäumler noch Chancen genug, die Fans ein wenig mehr jubeln zu lassen. Allein Yeboah wirbelte die Abwehr der Ruhrpottler einige Male tüchtig durcheinander. Selbst als Stürmer Stefan Kuntz sich als zweiter Libero versuchte, blieb die Defensive ohne Ordnung
Anders der Hamburger SV. Zwar spielten die Rothosen auch nicht gerade überragend, hatten aber mit dem jungen Fabian Ernst den besten Akteur in ihren Reihen. Was der Abwehrspieler machte, hatte Hand und Fuß. Vielleicht war die Stimmung im neuen Stadion ja für die Spieler Anreiz genug, sich jetzt endlich einmal richtig reinzuhängen. Über kurz oder lang sollte der HSV nämlich einen Platz im internationalen Fußball erreichen. Schließlich will das Volkspark-Schmuckstück in den nächsten Jahren abbezahlt werden.
Mike Glindmeier
HSV: Butt, Ernst (85. Böger), Gravesen, Hertzsch, Panadic, Hollerbach, Groth, Fischer (ab 75. Wojtala), Dembinski, Kiriakov (ab 57. Grammozis), Yeboah
Bochum: Ernst, Kracht, Petrovic, Sundermann, Waldoch, Bastürk, Hofmann (ab 73. Gülünoglu), Peschel, Schreiber (ab 45. Buckley), Kuntz, Michalke
SR.: Fleischer – Z.: 23.800
Tor: 1:0 Dembinski (32.)
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