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Srebrenicas Männer vermißt

■ Das Rote Kreuz inspiziert in Bosnien serbische Internierungslager. Doch die sind fast leer.

Genf (taz) – Die Bemühungen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), das Schicksal Tausender ehemaliger Bewohner Srebrenicas und Žepas zu klären, sind bislang weitgehend erfolglos. Die beiden ehemaligen UNO-Schutzzonen waren vor drei beziehungsweise vor einer Woche in die Hände der Karadžić- Serben gefallen. Seitdem haben die Serben den IKRK-Delegierten vor Ort lediglich den Zutritt zu 208 Gefangenen aus diesen beiden Städten erlaubt. Dies teilte der für die Region zuständige stellvertretende Generalbeauftragte des IKRK, Christophe Girod, gestern mit.

164 ehemalige Einwohner Srebrenicas konnten die IKRK-Delegierten in einem Gefangenenlager im nahe gelegenen Bratković besuchen. Im Gefängnis von Rogatović erhielt das IKRK Zutritt zu 44 ehemaligen Bewohnern Žepas.

Bei einem Besuch im nördlich von Srebrenica gelegenenen Bratunać wurden den IKRK-Delegierten mehrere vermutete Internierungsorte gezeigt. Sie waren alle leer. Im Fußballstadion von Bratunać hatten die Serben in den ersten Tagen nach der Einnahme von Srebrenica nach Aussagen zahlreicher Zeugen mehrere tausend Männer interniert. Es gibt Hinweise, wonach zumindest ein Teil dieser Männer ermordet wurde. Den für letzten Samstag zugesagten Besuch der Gefängnisse im ostbosnischen Foca durch die IKRK-Delegierten sagten die Serben kurz vorher wieder ab. Der IKRK-Beauftragte Girod bezifferte die Zahl der Menschen aus Srebrenica und Žepa, deren Schicksal und Verbleib bislang ungeklärt ist, auf mindestens 5.000 bis 6.000, zumeist Männer.

Zu den Berichten, wonach die Serben viele Gefangene gefoltert und verstümmelt haben, wollte sich der IKRK-Beauftragte ausdrücklich nicht äußern. Der letzten Donnerstag von seinem Amt als Sonderberichterstatter über die Menschenrechtssituation in Ex-Jugoslawien zurückgetretene Tadeusz Mazowiecki will Ende dieser Woche in seinem 18. und letzten Bericht Beweise für Greueltaten vorlegen. Andreas Zumach Seiten 8 und 10

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