: Spuren einer musikalischen Karawane
■ „Oriental Grooves“ präsentiert Musik aus dem Raum des östlichen Mittelmeers
„Oriental Grooves“ ist weniger ein Veranstaltungstitel oder ein Multikulti-Irgendwas als vielmehr ein Programm. Und darüber hinaus eine Assoziation umherschweifender Musiker, ein vierteiliges Bündnis – zusammengesetzt aus dem hanseatischen Teil von Künstlern, die sich in Deutschland niedergelassen haben, aus den Gruppen Shibly Band, Yana Mishenina & Band, dem Ensemble Makam und Rembetiko Virtuoso. „Diese Initiative ist ein Produkt der Brüderlichkeit“, erläutert der Gründer der „Oriental Grooves“, Lefteris Kokotos, das Nazim Hikmet zitierende Motto der Veranstaltung: „Leben wie ein Baum, einzeln und frei, und brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht.“ Der Erlös des Abends wird afghanischen Flüchtlingskindern zugute kommen.
Schwerpunkt des Programms ist ein Einblick in die musikalische Vielfalt orientalischer Kulturen. jahrhundertealte Instrumente zeigen sich dort quasi als Spuren von Musik-Karawanen, die durch den Okzident gezogen sind. Denn musikalische Verwandtschaften durchqueren den Raum des Ostmittelmeers bis an die arabischen Grenzen. Aber auch Gedichte von Nazim Hikmet, vorgetragen durch den Schauspieler Demir Gökgöl, gehören zum Programm. Moderieren wird den Abend der Hamburger Regisseur Fatih Akin.
Mit klassischer Musik aus dem Ostmittelmeer-Raum des 18. und 19. Jahrhunderts, gespielt auf traditionellen Instrumenten, wartet das Ensemble Makam auf: Kunstmusik, wie sie in den Palästen der Sultane von Gelehrten gespielt worden ist. Diese Musik basiert auf der py-thagoreischen Unterteilung der Tonleiter, die sich über byzantinische, aber auch arabische Musik bis in die Antike zurückverfolgen lässt. Instrumenten der westlichen Kultur ist es unmöglich, diese Intervalle der osmanischen Musik wiederzugeben.
Die Shibly Band konfrontiert traditionelle Musik mit modernen Jazz-Instrumenten. Die Gruppe spielt eigene Kompositionen, in denen sich arabische und westeuropäische Elemente plausibel vermischen. Zudem gelingt es ihnen, mit wenig Instrumenten die Musik großer arabischer Orchester aufleben zu lassen .
Yana Mishenina und ihre Band führen in den Osten Europas. Ihre Inspirationsquellen stammen aus der georgischen und ukrainischen Folklore, und sie verbinden sie mit Elementen aus der Musik von Sinti und Roma. Russische Lieder und Jazz-Improvisationen schlagen ei-ne weitere Brücke.
Die Gruppe Rembetiko Virtuoso wird die „Oriental Grooves“ beschließen. Rembetiko-Musik entstand Anfang der 20er Jahre in der Subkultur griechischer Großstädte. Zwar finden sich bei Rembetiko Virtuoso auch klassische orientalische Tonfolgen, doch ansonsten befindet sich die Gruppe vollständig im Hier und Heute. Stella Tsianios
Freitag, 21 Uhr, Fabrik
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen