LESUNG: Spucke

Bis hinein in bildungsbürgerliche Leitmedien (oder solche, die sich dafür halten) wird der Umzug der Zeitschrift Spex im Jahre 2006 als einschneidendes Datum gesehen: Von Köln nach Berlin ging die Reise und en passant entledigten sich die neuen Verleger der gesamten Redaktion. Wolfgang Frömberg, bis dahin Spex-Literaturredakteur, blieb in Köln, wo er heute beim Magazin Intro wirkt. Zu kurz griffe es aber, hinter seinem Roman „Spucke“ ausschließlich die Verarbeitung jenes Geschehens zu vermuten – auch wenn es darin um ein Popmagazin geht und ums prekäre Dasein, das es (nicht erst heutzutage) vielfach bedeutet, aus einer Leidenschaft einen Beruf zu machen. An dem feinen Roman – verlegt von einem weiteren Ex-Spex-Mann – kann auch Freude haben, wer im Leben noch keine Zeile über peinliche Lieblingslieder oder obskure Außenseiter des Kulturbetriebs las oder gar schrieb – auch wenn das hilfreich ist. ALDI

■ Do, 20. 5., 19 Uhr, Haus der Photographie, Deichtorhallen