: Springers Rekordumsatz trotz Flaute bei Bild
■ Auflage des Boulevardblattes unter vier Millionen / Expansion im Ausland
Berlin (taz) - Das macht einen Medienriesen aus: Noch vor kurzem war man in den Schlagzeilen, weil das so ehrgeizige wie überflüssige Projekt „Ja“, das dem Stern ein paar Zacken rausreißen sollte, die Spree hinunterging - heute kann man Funk und Presse einen Rekord–Jahresabschluß des Konzerns präsentieren. Peter Tamm, Vorstandsvorsitzender der noch recht jungen Aktiengesellschaft konnte denn auch jetzt bei Vorlage der Bilanz 1986 in Berlin bemerken: „Ein Haus wie Springer kann es sich leisten, einmal ein Projekt in den Sand zu setzen“. Wohl wahr: Der Umsatz von 2,66 Milliarden DM und der Jahresüberschuß von 94,5 Millio nen DM (55prozentige Steigerung) bedeuten Rekordergebnis. Den Bilanzgewinn in Höhe von 41 Millionen DM können sich die 4.484 Aktionäre voll aufteilen (siehe nebenstehenden Kasten). Jeder Anteilseigner bekommt auf seine Aktie zwölf DM ausgeschüttet. Dabei ist „Ja“ nicht mal das einzige Unternehmen, das im vergangenen Jahr Kosten verursacht hat. Das gilt auch für den Einstieg in den privaten Funk und Fernsehen, laut Tamm Schwerpunkt für die nächste Zeit (man wolle in die Rolle eines Medienkonzerns hineinwachsen). So ist der im vergangenen Jahr von einem Konsortium zur GmbH umgewandelte Sender „SAT 1“, an dem Springer mit 15 Prozent beteiligt ist, noch ein Zuschußgeschäft. Einbußen hat Springer auch bei einem traditionellen Produkt erleiden müssen - bei dem der Rubel nichtsdestotrotz immer noch gut rollt: Bild rutschte in der Auflage um eine Viertelmillion auf 4,8 Mio. Jeder vierte über 14jährige liest Bild, das deshalb fast ohne Anzeigen auskommen könne, wie Tamm stolz verkündete. Die Welt, noch vor Jahren Sorgenkind mit gewaltigem Zuschußbedarf und Pleitegerüchten um sich herum, konnte dagegen um 12.350 auf 215.000 aufstocken. Als Kassenschlager entpuppten sich die neuen Produkte für spezielle Zielgruppen wie Bild der Frau und die erst 1986 gestartete Autobild, die mit 850.000 verkauften Exemplaren bereits schwarze Zahlen schreibt. Der Konzern schielt im übrigen ins Ausland: Nach bereits vollzogenen Lizenzvergaben an Verlage in Italien und Großbritannien verhandle man derzeit über Beteiligungen in Spanien und Frankreich. Dies auch deshalb, weil das Bundeskartellamt sich bei Übernahmeversuchen hierzulande - etwa bei Anzeigenblättern - „unverständlicherweise“ einmische. Aber bezüglich der Haltung der Monopol–Bekämpfer zum Springer–Konzern grundsätzlich wird Tamm etwas optimistischer. Seiner Meinung nach dürften die Einwände des Berliner Amtes gegen eine Beteiligung von Burda bei Springer nach der Neuordnung des Offenburger Unternehmens erledigt sein (siehe taz 3.7.). ulk
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