: Springer vorm Absprung
■ Sparkurs am Millerntor: Der ungemanagte FC St. Pauli will sich keinesfalls verschulden und stellt drei Spielern Ultimaten
Beim FC St. Pauli läuft derzeit der Vertragspoker auf Hochtouren. Wenn der neue Manager Stefan Beutel am 1. April zu seinem ersten Arbeitstag erscheint, dürften die wesentlichen Personal-Entscheidungen bereits unter Dach und Fach sein. Bis dahin könnte Christian Springer zum prominentesten Opfer der rigiden Sparpolitik beim Hamburger Fußball-Zweitligisten geworden sein.
Noch vor wenigen Tagen schien es, als sollte der Mittelfeldakteur zum neuen Spielmacher werden und damit den altgedienten Regisseur und Mannschaftskapitän Carsten Pröpper ins zweite Glied abdrängen. Nun will sich Springer zum Saisonende einen neuen Verein suchen. Trainer Gerhard Kleppinger hat dem Franken mitgeteilt, daß St. Pauli seine Gehaltsforderungen nicht akzeptiert.
Ein neues Verhandlungsangebot, so Springer, habe er aber nicht erhalten. Seine Schlußfolgerung: „Ich muß mir einen neuen Klub suchen.“Schon in der Winterpause hatte er von einem möglichen Abschied aus Hamburg gesprochen. Damals bekundete der 1. FC Nürnberg Interesse an dem 26jährigen Mittelfeldspieler.
Der als Vizepräsident in die Vereinsführung des FC St. Pauli kooptierte Robert Ahrens konterte gestern: „Das kann ich nicht verstehen. Wir haben ihm ein leicht verbessertes Angebot unterbreitet. Er muß sich nur entscheiden.“
Kleppinger hat drei weiteren Spielern ein Ultimatum gestellt. Bis zum Wochenende sollen sich Holger Stanislawski, Cem Karaca und Stephan Hanke entscheiden, ob sie die Konditionen für eine Vertragsverlängerung akzeptieren. Sollten sie die Gehaltsvorstellungen der Vereinsführung ablehnen, plant St. Pauli für die nächste Saison nicht mehr mit ihnen. Stürmer Juri Sawitschew und Ersatztorhüter Carsten Wehlmann haben ihre Verträge bereits verlängert.
„Keiner wird weniger als vorher verdienen“, erklärte Ahrens. Der 49 Jahre alte Wirtschaftsprüfer legt allerdings Wert auf eine grundlegende Voraussetzung: „Das Preis-Leistungs-Verhältnis muß stimmen.“Ahrens rechnet damit, daß der Etat der Hamburger bei weiterer Zweitliga-Zugehörigkeit in der nächsten Saison um ein Drittel auf rund zehn Millionen Mark schrumpfen wird. Grund sind die um etwa drei Millionen Mark geringer ausfallenden Fernseh-Einnahmen und die ausstehenden Versicherungs-Beiträge für die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft.
„Es ist also nicht so, daß wir nicht wollen. Uns sind durch die Mindereinnahmen die Hände gebunden“, klagte Ahrens. „Und verschulden werden wir uns auf keinen Fall.“ dpa/taz
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