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Sprachbarrieren

■ Zwar sprechen Ost- und Westdeutsche angeblich die gleiche Sprache, können sich aber oft nicht verstehen

Weimar. „Wir bemerken, die deutsche Sprache hat immer noch Grenzen. Der Kontext der Wertigkeiten ist ein anderer geworden“, erklärte die Leipziger Schriftstellerin Angela Krauß in einer Podiumsdiskussion während der Frühjahrstagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt in Weimar. Mit der Öffnung und dem Fall der Mauer 1989 hätten die Menschen in Ostdeutschland ihre eigentliche Sprache wiedergefunden. Gegenwärtig erlebten sie aber eine Überflutung von Sprache, die nicht selten anderes meint, als die Ostdeutschen darunter verstünden.

Damit widersprach sie dem Mannheimer Germanisten Günther Dosdrowski, der zuvor konstatiert hatte, das Auseinanderleben in der deutschen Sprache sei nicht so groß gewesen, so daß man von einer „Kultur der Mißverständnisse“ sprechen könne.

Auch der Wittenberger Theologe und Schriftsteller Friedrich Schorlemmer warnte davor, die gegenwärtigen sprachlichen Barrieren zu unterschätzen. Es werde von den Westdeutschen nicht genügend oder überhaupt nicht berücksichtigt, daß viele Wörter im DDR-Deutsch „emotional anders besetzt“ sind als im bisherigen BRD-Deutsch. Das sprachliche Zusammenwachsen brauche eine längere Zeit. adn

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