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Sportfiasko in Handball-Walle

■ Handballerinnen haben siegen verlernt / Finanzmisere doht

„Wir sind sportlich voll im Plus. Die Mannschaft hat alles erreicht, was machbar war.“ Das waren die Worte von TuS-Walle-Manager Hans-Herbert Ludolf vor drei Wochen. Inzwischen sieht die Welt anders aus. Die Mannschaft befindet sich sportlich tief im Minus. Und Manager Hans-Herbert Ludolf muß aufpassen, daß sich die desolate Leistung nicht auch auf die Vereinskasse auswirkt.

Der Grund für die dumpfe Stimmung bei den Handballdamen sind die letzten zwei Spiele. Mittwoch abend verloren die Wallerinnen beschämend hoch mit 27:19 in Frankfurt/Oder. Und das nach einem 12:12 Halbzeitstand. Mit sieben Minus-Punkten stehen die Handballerinnen jetzt auf dem fünften Platz. Bleibt es so, hieße es für den nächsten Europapokal: Ade TuS Walle. Nur die ersten vier qualifizieren sich.

Zudem ging das Champions-League-Spiel gegen Ferencvaros Budapest am 5. Januar mit 18:26 baden. Ein Sieg wäre nicht Pflicht gewesen. Aber eine Niederlage mit acht Toren war nicht gerade schmeichelhaft – eher ein Fiasko.

Jetzt ist Trainerin Marina Basanova gefragt. Laut Manager Ludolf ist die Mannschaft völlig von der Rolle. „Baut auf, baut auf“, muß es jetzt heißen. Denn bereits heute startet der Flieger nach Griechenland. Samstag geht es dann hoffentlich hoch her im Champions-League-Spiel gegen G.A.S. Artas.

Wenn dann auch noch eine Woche später ein Heim-Sieg gegen den slowenischen Meister Ljubljana eingefahren werden könnte, sähe die sportliche Zukunft schon wieder etwas rosiger aus. Dann hätten die Wallerinnen nämlich die nächste Runde in der europäischen Meisterschaftsrunde erreicht.

Dort würden sie zwar sofort rausfliegen. Denn Wien ist einfach eine Nummer zu groß für die Bremerinnen. Glaubt jedenfalls Manger Ludolf. Aber die Kasse würde stimmen. 50.000 bis 70.000 Mark rechnet sich der Manager aus. Aus Werbeeinnahmen und Fernseh- übertragungsrechten. Der ORF plant, Hin- und Rückspiel live zu übertragen. „In Österreich zählt der Damen-Handball wenigstens noch was“, seufzt Ludolf. Und die zusätzlichen Einnahmen würden der geschundenen Vereinskasse gut zu Gesichte stehen. 120.000 Mark hat das Abenteuer Champions-League insgesamt gekostet. Und das, wo der Haushalt noch aus der letzten Saison arg angeschlagen ist.

Vier Ex-Spielerinnen klagen derzeit alte Gehälter ein. Im März rechnen Jeanette Ohlmann, Marlies Waelzer, Christine Lindemann und Michaela Erler mit einer Entscheidung des Bremer Arbeitsgerichts. Angestrebte Vergleiche scheiterten bis zuletzt. Wie hoch die jeweils ausstehenden Summen sind? Darüber schweigen die Parteien. Dennoch dürfte der Streitwert bei etwa 50.000 Mark liegen. Allerdings will Ludolf mit den Verfahren nichts zu tun haben. Denn die Ansprüche haben die Spielerinnen gegen die Pleite-Firma Bremer Sport und Investitions GmbH (BSI), die den TuS Walle in der vorherigen Spielzeit gemanagt hat. Bis daß der Konkurs sie dann im Sommer 1996 schied. Ob jetzt der Verein selbst haftbar gemacht werden kann, ist ungewiß.

Erst wenn diese Unsicherheiten endgültig vom Tisch sind, kann Ludolf auch vernünftig für die Zukunft planen. „Was der Verein braucht, sind viele kleine Sponsoren“, sagt er. Zugleich gilt es aber auch, kräftig zu sparen. Eine Million Mark umfaßt der Etat 1996/97. „In der nächsten Spielzeit muß der Verein mit etwa 700.000 Mark auskommen“, rechnet Ludolf den Spielerinnen vor.

Allerdings soll der jetzige Kader mit 15 Spielerinnen erhalten bleiben. Zudem muß die Mannschaft, die 1996 völlig auseinandergerissen wurde, zusammenwachsen. Schließlich haben fünf Nationalspielerinnen den deutschen Meister wegen der Finanzmisere verlassen. „Das passiert uns mit dem neuen, professionellen Full-Time-Management nicht mehr“, behauptet der Full-Time-Manager Hans-Herbert Ludolf selber. Bisher hat's geklappt. Aus der laufenden Spielzeit wird er wohl tatsächlich mit plusminus Null herausgehen.

Bleibt nur zu hoffen, daß die verletzten Stammspielerinnen Dagmar Stelberg und Klara Orban noch vor dem letzten Hinrundenspieltag am 5. Februar gegen Mainz wieder genesen. Stelberg kränkelt mit Muskelanriß im Arm, und Orban kuriert eine Knieoperation aus. Vor diesem Hintergrund sind die Leistungsabfälle im Vergleich zur Vorsaison auch zu erklären. Mit Stelberg, Orban, Ohlmann, Waelzer, Lindemann und Erler hat Walle schließlich fast eine gesamte Nationalmannschaft im Ausstand oder verloren. jeti

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