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Spitze ohne Spitzenkandidat

Günter Nooke ist zwar die Nr. 1 der CDU für die Bundestagswahl. Bei der Vorstandswahl aber soll er leer ausgehen. Nooke setzt daher beim Parteitag auf eine Kampfkandidatur

Im Februar war er noch der große Gewinner des CDU-Parteitags. Nachdem sie ihren Vorsitzenden Eberhard Diepgen durchfallen ließen, wählten die Berliner Christdemokraten Günter Nooke zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl am 22. September. Morgen aber, beim zweiten Parteitag binnen drei Monaten, soll Nooke leer ausgehen. Er, die Nummer eins der CDU-Landesliste und Vizefraktionschef im Bundestag, soll nach Willen einer Wahlvorbereitungskommission nicht der neuen Parteispitze um Christoph Stölzl angehören.

Die Kommission, die aus Vertretern der zwölf CDU-Kreisverbände und der sieben Parteivereinigungen besteht, hatte am Montagabend eine Vorschlagsliste ohne Nookes Namen beschlossen. Nooke will jetzt auf eigene Faust antreten.

Der kommissarische Parteichef Joachim Zeller sah keine Abwertung Nookes als Spitzenkandidat für die Bundestagswahl: „Wir wollten uns breit aufstellen, die Bundestagsabgeordneten sind sowieso in jeder zweiten Vorstandssitzung mit dabei.“ Dass Nooke durchfiel, soll er selbst mitverantwortet haben. „Die Art und Weise seiner Präsentation hat vielen nicht gefallen“, sagte Zeller der taz.

Nooke widersprach: Er habe sich nirgends präsentiert. „Ich habe Joachim Zeller und anderen nur gesagt, dass ich im Parteivorstand mitarbeiten und dort gerne den Part der Bundespolitik übernehmen würde.“

Der designierte Vorsitzende Christoph Stölzl hatte eine Erneuerung der Parteispitze angekündigt. Einer der erwünschten Quereinsteiger aus der Wirtschaft steht hingegen nicht auf der Vorschlagsliste: der Vorstandschef der Pharmafirma Noxxon, Thomas Klein, bis 1996 CDU-Generalsekretär in Brandenburg. Klein habe nicht kandidiert, sagte Parteisprecher Matthais Wambach. Auffälligste Neuerung ist der Bänker Marc Aurel von Dewitz als Schatzmeister.

Wambach verweist darauf, dass 11 der 21 vorgeschlagenen Bewerber bislang nicht der Parteiführung angehören. Doch vier Kandidaten für die sieben Stellvertreterposten wurden schon vergangenes Mal Vize. Wirklich neu ist auch der frühere Generalsekretär Gerhard Lawrentz nicht, der jetzt Beisitzer werden soll. STEFAN ALBERTI

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