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Spionierte Berliner Aushilfskellner Reagan und Weizsäcker aus?

Berlin (dpa) - Gegen einen 58jährigen Westberliner wird wegen des Verdachts der Spionage für den früheren Staatssicherheitsdienst der DDR ermittelt. Der mutmaßliche Spitzel befindet sich seit einem Monat in Untersuchungshaft. Er wird verdächtigt, als Aushilfskellner auf Empfängen jahrelang Politiker bei Berlin-Besuchen ausgehorcht zu haben, darunter den früheren US-Präsidenten Ronald Reagan. Die 49jährige Frau des Kellners, die ebenfalls als Bedienung zu politischen Empfängen vermittelt worden war, erhielt Haftverschonung. Zu den Personen, die der mutmaßliche Stasi -Spion bespitzelt haben soll, gehören auch Bundespräsident Richard von Weizsäcker und die drei Stadtkommandanten der Westsektoren. Der 58jährige, so West-Berlins Justizsprecher Cornel Christoffel, sei von Stadtküchen und einem Partyservice als „Leihkellner“ für besondere Anlässe, etwa im Senatsgästehaus, vermittelt worden. Der Kellner soll über 20 Jahre Kontakte zum alten Stasi der DDR gehabt haben. Bis 1989 habe er sich regelmäßig mit seinen Auftraggebern in Ost -Berlin getroffen. Ein Treffen habe es noch im Februar dieses Jahres gegeben, bestätigte Christoffel. Der mutmaßliche Stasi-Spion habe in West-Berlin direkt an der Mauer gewohnt. Bei einer Hausdurchsuchung sei eine Spezialausrüstung gefunden worden, mit der Nachrichten über eine Infrarotleitung in den Osten übermittelt werden konnten.

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