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Spionage-Köchin

■ Frau wegen Spionage für die DDR vor Gericht / Kommerzielles Fluchthilfeunternehmen belauscht

Wegen Spionage für die DDR, politischer Verdächtigung und Freiheitsberaubung muß sich seit Montag eine 40jährige Köchin vor dem ersten Strafsenat des Berliner Kammergerichts verantworten. Gemeinsam mit ihrem geschiedenen Ehemann, der wegen Krankheit nicht zu seinem Gerichtstermin erschien, soll sie unter anderem ein kommerzielles Fluchthilfeunternehmen in West-Berlin ausspioniert haben.

In zwei Fällen hat die Köchin mit dem Decknamen „Karla Wertheim“ ihren Aussagen nach ihre Führungsoffiziere vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR (MfS) über geplante Fluchten von DDR-Bürgern unterrichtet. Einer dieser Männer wurde tatsächlich festgenommen. Er verbüßte in der DDR sechs Monate einer zweieinhalbjährigen Strafe wegen Republikflucht und lebt jetzt in West-Berlin.

Bei ihrer Tätigkeit, so die Angeklagte, sei ihr zwar nicht wohl gewesen, sie habe aber den Eindruck gehabt, daß ihre Führungsoffiziere „Peter“ und „Rolf“ ohnehin in die beiden Fluchtprojekte eingeweiht gewesen sind. Insgesamt hat sich die Köchin etwa zwanzig Mal mit ihren Führungsoffizieren in konspirativen Wohnungen in Ost-Berlin getroffen und dabei jeweils 200 Mark kassiert.

Die Entscheidung des Kammergerichts wird für Donnerstag erwartet.

dpa

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