: Spießer-betr.: "Vergewaltigung eines Mannes", taz vom 31.8.88
betr.: „Vergewaltigung eines Mannes“, taz v. 31.8
Von Spießer zu Spießer: Dürfen wir mal fragen, was das soll: „Verminderte Schuldfähigkeit wegen erheblichen Alkoholkonsums?“ Mann kann es auch so betrachten: Daß Alkoholkonsum die Schuldfähigkeit steigert. Weil die Vergewaltigung im nüchternen Zustand bestimmt nicht so schnell erwogen wird als in betrunkenem Zustand. Wer in nüchternem Zustand vergewaltigt, der hat mehr Grund und eine größere Panne als jemand, der in betrunkenem Zustand vergewaltigt. Das heißt: Der Nüchterne ist schuldunfähiger, weil er in die Klappsmühle gehört. Der Betrunkene gehört schon eher in den Knast: Weil er sich so besoffen hat, daß er seiner geilen Triebe, Machtlust oder was wissen wir, nicht mehr Herr gewesen ist. Jeder, der trinkt, weiß, wozu er fähig ist im Suff, auch bei black-outs, schon wegen des Anblicks am nächsten Tag, von dem, was an ihm oder am Mobiliar alles kaputtgegangen ist. (...) Was soll das für eine Drogenpolitik sein, die einen Alkoholrausch belohnt, indem sie den Täter Strafminderung einbringt? Also Mädchen und Jungs, falls ihr was Illegales vorhabt, besauft euch vorher anständig (und wenn es den Gesetzbruch erschwert), es bringt euch auf jeden Fall Strafminderung ein, wenn was schief geht. Der Richter selber berauscht sich zu gerne mit Alkohol, um ein Verbrechen unter Einfluß nicht zum „Kavaliersdelikt“ zu transformieren.
Stammtisch „zum Humpen“, Berlin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen