■ URDRÜ'S WAHRE KOLUMNE: Spiel mit vagen Wünschen
Mit der assoziativen Weckung törichter Hoffnungen gelang es dieser Woche der MORGENPOST, mir sieben Groschen am Kiosk abzuluchsen: „Der Kanzler im Stasi-Kerker“ hieß die Schlagzeile, deren Aussage sich im dazugehörigen Text nicht bestätigte. Welch skrupelloses Spiel mit vagen Wünschen!
Diese Kleinanzeige lasen wir im Gröpelinger Wochenblatt: „Wir suchen sofort für unsere Kaserne 1 kaufmännische Angestellte. Ernst Waldau-Theater“. Was haben die nur vor, die Niederdeutschen?
Ausdrücklich gegen das Outing vermeinlicher oder tatsächlicher Prominenter als schwul oder bisexuell wandte sich jetzt das Bremer Rat&Tat-Zentrum. In diesem Zusammenhang eine dringliche Warnung an hiesige Mitglieder einer Oppositionspartei: Wer noch einmal versuchen sollte, einen stadtbekannt- gewalttätigen Kolumnisten zum zusammenhanglosen Outen eines prominenten Parteifreunds zu bewegen, wird selbst als fieser Outer ge-outet und bei Bedarf auch noch geknock-outet. Ich hoffe, das war deutlich genug!
Nachdem Inge Meysel jetzt ein Gspusi mit einer Kollegin aus alter UFA-Zeit ans trübe Licht der Öffentlichkeit brachte, zeigte sich zu meiner Überraschung auch die Heilige Elisabeth Motschmann in schwesterlicher Umarmung mit ausgerechnet Alice Schwarzer (bei einer Talkshow natürlich). Das Ganze unter dem Titel „Sexismus statt Kultur — so nicht, Frau Trüpel!“ Aber wie dann?
Ein Richter in Lübeck weigerte sich jetzt standhaft, dem Geßlerhut des Haschisch-Verbots Reverenz zu erweisen und sprach eine mit geringfügigen Cannabismengen erwischte Mitbürgerin frei, weil „Jeder Bürger hat ein Recht auf Rausch“. In der weiteren Begründung aber bricht der ideologische Hasch- Pappi mit dem sonst so kernigen Richter durch: „Wir dürfen den Bürger nicht durch das Verbot von Haschisch in den Alkoholkonsum teiben.“ Immer dieses Entweder-Oder der Hardcore-Kiffer..!
Das Forum Prostata rät in der Deutschen Gesundheitskorrespondenz des Grünen Kreuzes: „Frauen sollten für ihre Männer einmal pro Jahr einen Vorsorgetermin vereinbaren, am besten dann, wenn sie für sich selbst einen Besuch beim Frauenarzt planen.“ Und nicht vergessen, dem großen Bub das Händchen zu halten, wenn der Onkel Doktor kommt.
Dies aber schreibt der Bürgerverein Oslebshausen seinen werten Mitgliedern: „Im letzten Jahr hat uns der Golfkrieg einen großen Strich durch die Rechnung gemacht. 1992 findet er statt. Der Frühlingsball des Bürgervereins ist am 14.März in Bramstedt. Abfahrt wie immer am Parkbunker.“ Noch Fragen? Wenden Sie sich dann bitte umgehend an den Geheimdienst Ihres Vertrauens...
Ohne Gegenstimme bei Enthaltung des Wirts faßte DAS VOLK VON WALLE auf einer nachmitternächtlichen Spontan-Kundgebung im „Waller Krug“ folgenden Entschluß: Eddy Birr und Volker Brüggemann haben den Stadtteil innerhalb von 24 Stunden auf Nimmerwiedersehen zu verlassen, anderenfalls sie geteeert, gefedert und anschließend ausgestopft den Handballdamen des TUS Walle als Maskottchen zur Verfügung gestellt werden.“ Abgelehnt wurde der weitergehende Antrag, das umtriebige Gespann vorher noch als Sparrings-Partner für die TURA-Boxer auszuleihen: „Wie wollen wir mit diesen klassischen Milieu-Visagen den sportlichen Boxkampf aus der Rotlichtecke herausholen?“ gab ein Boxfan mehrheitsfähig zu bedenken.
Ulrich Reineking-Drügemöller
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