: Spendierhosen runtergelassen
Die öffentlichen Wohnungsunternehmen Saga und GWG sponsern die Neugestaltung des Jungfernstiegs. SPD: Senat macht Wahlwerbung auf Rechnung der Bürger
Willi Hoppenstedt und seine Kollegen aus der Geschäftsleitung von Saga und GWG dürfen sich Hoffnungen auf ein Abendessen mit Bürgermeister Ole von Beust (CDU) machen. Selbiges war im Sommer all denjenigen in Aussicht gestellt worden, die mehr als 10.000 Euro für den Jungfernstieg spenden. Die städtischen Wohnungsunternehmen beschlossen, dem Senat gleich mit einer Million Euro unter die klammen Arme zu greifen. Die HSH-Nordbank spendete als weiteres öffentliches Unternehmen 25.000 Euro, wie eine kleine Anfrage des SPD Bürgerschaftsabgeordneten Werner Dorbritz ergab. „Mit dem Jungfernstieg organisiert der Bürgermeister den Laufsteg für seine Wiederwahl und lässt die Mieter in Jenfeld, Lurup und Heimfeld-Nord dafür zahlen“, schimpft Dobritz.
Der Jungfernstieg soll ab dem kommenden Frühjahr für 14 bis 16 Millionen Euro neu gestaltet werden. Die Pavillons am Ostende fallen der Abrissbirne anheim und werden durch einen kühlen Neubau ersetzt. Eine Treppe wird über die gesamte Länge zum Wasser hinabführen. Die U-Bahn-Eingänge werden verglast und zur Straße hin mehrere Reihen Bäume gepflanzt.
Die vier Millionen Euro für die Straße bezahlt die Stadt. Das restliche Geld soll von Sponsoren kommen. Der Verein „Lebendiger Jungfernstieg“ hat bis dato 7,5 Millionen Euro gesammelt, darunter fünf Millionen von dem Unternehmer Werner Otto, 200.000 Euro von Max Bahr und 100.000 von den HEW. Man sei „optimistisch“, dass die fehlenden Millionen rechtzeitig zum Beginn der Bauarbeiten zusammenkommen, sagte Robert Heinemann (CDU) von der Stiftung.
Dobritz ordnete das Angebot der Wohnungsunternehmen in eine Reihe von Projekten ein, mit denen der Senat auf Kosten der Stadt für sich Wahlwerbung mache. „Reine Reklame“ sei etwa die laufende, 52.000 Euro teure Kampagne mit Plakaten an Bushaltestellen und ganzseitigen Zeitungsanzeigen. Ein Bild von Beusts mit dem Spruch „Unsere Stadt ist in guten Händen“ enthalte keine Information. Auch die neue Marketing-Gesellschaft für Hamburg diene lediglich dazu, den Bürgermeister gut präsentieren zu können. Dobritz: „Offenbar will der Senat eine eigene Gesellschaft haben, um direkt Einfluss zu nehmen.“
Saga/GWG-Sprecherin Kerstin Matzen versicherte derweil, die Spende gehe auf eine Initiative der Geschäftsleitung zurück, nicht der Politik. Ziel der Wohnungsunternehmen sei es, „Hamburg im Wettbewerb der europäischen Metropolen zu stärken“ und damit die Vermietung ihres Bestandes zu gewährleisten. Die Spende entspreche lediglich 3,3 Prozent des Jahresüberschusses beider Unternehmen. Im vergangenen Jahr hat allein die Saga der Stadt zehn Millionen Euro Dividende überwiesen. Gernot Knödler