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Archiv-Artikel

fußpflege unter der grasnarbe Spenden für Dominica

Von FOLK

taz: Nur 1:1 im Heimspiel gegen die Bahamas – ist für Dominica die WM-Qualifikation bald schon vorbei?

Terry Galloway: Das war kein Heimspiel. Hin- und Rückspiel finden in Nassau statt, weil Dominica kein von der FIFA genehmigtes Stadion besitzt. Die besten Plätze in Dominica wären in Hamburg gerade verbandsligatauglich. Der größte hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem von Germania Schnelsen.

Ein schöner Rasen in unmittelbarer Nähe eines Möbelhauses ...

Ja, aber bei uns gibt‘s kein Ikea, sondern Palmen.

Dominica ist eine kleine Karibikinsel mit 70.000 Einwohnern. Wieso gehst du als Stürmer des Viertliga-Tabellenführers Meiendorf nicht im Nationaltrikot auf Torejagd?

Das wäre schon spannend. Aber der Verband hat wenig Geld und kann es sich nicht leisten, Fußballer einzufliegen. Als ich vier war, hat meine Mutter geheiratet und ist mit mir zu ihrem Ehemann nach Hamburg gezogen. Und Hamburg ist ein bisschen weit weg von Dominica. Müsste man das Ticket selber zahlen, wäre es übertrieben. Selbst in der Ferienzeit kostet der einfache Flug 500 Euro.

Wie kommt man von Hamburg nach Dominica?

Eigentlich ganz einfach: Eine Stunde nach Frankfurt, dann gute zehn Stunden nach Antigua, das im Gegensatz zu Dominica einen internationalen Flughafen besitzt. Und von dort sind‘s noch zwei Inseln und zwei Stunden, bis man mit einer kleinen 30-Mann-Maschine in Roseau landet.

Macht 13 Stunden. Etwas strapaziös für 90 Minuten Fußball ...

Ich weiß nicht genau, ob der Verband auch regelmäßig Lehrgänge durchführt, an denen man teilnehmen müsste. Es wird immerhin gerade an einem Trainingszentrum gearbeitet, Dominicas Malente sozusagen. Wenn man nur zu den Spielen anreisen müsste, würde ich das gerne tun.

Zumal der nächste WM-Gegner, wenn das Rückspiel gegen die Bahamas gewonnen wird, im Juni Mexiko hieße ...

Dominica ist 176. der Weltrangliste, das wären natürlich große Spiele für uns. Vor allem, wenn sie im Aztekenstadion stattfinden sollten. Da passen ja mehr Leute rein, als Dominica Einwohner hat ...

Wann bist du das letzte Mal auf Dominica gewesen?

Das ist schon vier Jahre her. Meine Tante Glenda wohnt aber direkt neben dem Nationaltrainer, so bleibe ich einigermaßen auf dem Laufenden.

Die Einwohner haben einen geradezu kämpferischen Ruf: Dominica war die letzte von Kolonisatoren eroberte Insel in der Karibik.

Leute in Dominica wollen behalten, was sie sich aufgebaut haben, da lassen sie sich nicht unterdrücken.

Hand aufs Herz: Wie oft haben dir Leute, als du von Dominica erzählt hast, gesagt: „Oh, ja, auf Domrep war ich auch schon?“

Ach, die Zahl ist bestimmt dreistellig. Die Dominikanische Republik ist als Urlaubsziel halt wesentlich bekannter. Ich erkläre dann immer, dass dort spanisch gesprochen wird und bei uns englisch. Wir hatten britische Kolonisatoren, deshalb wird auf Dominica auch viel Cricket gespielt. Fußball kommt da erst seit den 90ern langsam auf. Interview: FOLK