■ Mit Fusionen 1996 auf du und du: Spektakuläre Fälle
Hamburg (dpa) – Deutschlands Konzerne fusionierten auch 1996 weiter. Bis Ende November wurden in der Bundesrepublik 1.233 Firmenzusammenschlüsse vollzogen oder angezeigt.
Die spektakulärsten deutsch- deutschen Fusionen:
-Kaffee: Mit der Übernahme von Eduscho zum 1. Januar 1997 wird Tchibo größter deutscher Kaffeeröster mit knapp einem Drittel Marktanteil. Die neue Gruppe hat 1.420 Filialen und 41.000 Kaffeedepots mit 5,75 Milliarden Mark Umsatz. Zu Tchibo gehören zudem Reemtsma und Beiersdorf.
-Handel: Mit der Fusion der verbundenen Firmen Kaufhof Holding AG, Asko Deutsche Kaufhaus AG und Deutsche SB-Kauf zur Metro AG entstand am 19. Juli der größte Handelskonzern Europas mit 65 Milliarden Mark Umsatz und 185.000 Beschäftigten.
Internationale Fusionen unter deutscher Führung:
-Medien: Europas führender Medienkonzern Bertelsmann AG fusionierte seine Tochter Ufa Film und Fernsehen mit der Compagnie Luxembourgeoise de Telediffusion (CLT). Damit entstand Europas größter TV- Konzern mit gut fünf Milliarden Mark Umsatz und Beteiligungen an den TV-Sendern RTL, RTL2, Super RTL, VOX, Premiere (alle Deutschland), RTL4, RTL5 (Niederlande), M6 und TMC (Frankreich) und Channel 5 (Großbritannien).
-Pharma: Parallel zum Zusammenschluß der Schweizer Weltkonzerne Ciba und Sandoz zur Novartis strebt die Frankfurter Hoechst AG in die Pharma- Weltspitze. Die 1995 für zehn Milliarden Mark gekaufte US- Gruppe Marion Merrell Dow soll dazu mit der französischen Hoechst-Tochter Roussel Uclaf fusioniert werden: Pharmaumsatz 14 Milliarden Mark.
-Weitere: Schlagzeilen machte auch der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück mit der Übernahme des US-Konkurrenten American Re für fünf Milliarden Mark. Ein Coup gelang der Chemiegruppe Henkel, die nach Kosmetik Schwarzkopf die US-Gruppe Loctite kaufte und ihre Führungsrolle auf dem Klebstoff-Weltmarkt stärkte. Zudem kaufte die Fresenius AG vom US-Konzern Grace die National Medical Care Inc. und verschmolz sie mit ihrer Dialysesparte zu einem Konzern mit 5,3 Milliarden Mark Umsatz.
Untersagte Fusionen:
Von den 1.233 Fusionsfällen untersagte das Bundeskartellamt in diesem Jahr nur drei. Doch alle betroffenen Firmen ziehen dagegen vor Gericht. Das Amt verbot die Fusionen WMF/Auerhahn (wegen der Beherrschung des Edelbesteck- Marktes) und Tukan/Deil (wegen der Vormacht der Tukan- Verbundfirmen Rheinpfalz und Medien Union auf dem regionalen Lesermarkt für Abo-Tageszeitungen) sowie den Einstieg des Veba-Konzerns bei den Stadtwerken Bremen (wegen der Machtstellung auf den Energiemärkten).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen