Specht der Woche 27.02.2019: Zu viel Überwachung in Berlin

Christian findet, man hätte statt des neuen BND-Gebäudes lieber bezahlbare Wohnungen bauen sollen.

Bild: Zeichnung: Christian Specht

Ich habe die BND-Zentrale gemalt, die Anfang des Monats in der Chausseestraße in Berlin eröffnet wurde. Das Gebäude war sehr teuer, und sie haben viele Jahre gebaut, da wollte ich mir das Ergebnis mal angucken. Und jetzt ist da ein großer grauer Klotz entstanden, das gefällt mir nicht, deswegen ist er auf meinem Bild orange. Wenn man daran vorbeiläuft, sieht man die ganzen hohen Zäune und überall Überwachungskameras.

Ich finde es nicht gut, dass jetzt auch noch der Geheimdienst in Berlin sitzt. Viel besser wäre es doch gewesen, an der Stelle bezahlbare Wohnungen für Obdachlose und Menschen mit Behinderungen zu bauen. Wohnraum gibt es in dieser Stadt nämlich viel zu wenig, aber Überwachung gibt es genug. Den benachbarten Anwohnern würde das sicher auch besser gefallen.

Jetzt, wo die Zentrale aber schon gebaut ist, sollte man wenigstens die Straße umbenennen. In die „Bärbel-Bohley-Straße“. Sie war Bürgerrechtlerin in der DDR, hat das Neue Forum mitgegründet und war große Kritikerin der Stasi. Das wäre doch ein schönes Zeichen, wenn die BND-Zentrale in der Bärbel-Bohley-Straße stände.

Protokoll: Carolina Schwarz

Christian Specht, 50, ist politisch engagiert und unter anderem Mitglied im Behindertenbeirat in Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg sowie im Vorstand der Lebenshilfe. Er hat ein Büro in der taz und zeichnet. Wenn er es zulässt, zeigt die taz sein Bild.