Specht der Woche 01.08.2022: Verbote bringen gar nichts

Von nächtlichen Alkoholverboten in Parks und andernorts hält Christian Specht nichts. Probleme werden so nur verlagert.

Foto: Christian Specht

Ich hab mitbekommen, dass der Bezirksbürgermeister von Berlin-Mitte vor einer Woche ein nächtliches Alkoholverbot im Monbijoupark und im James-Simon-Park verhängt hat. Bis Mitte September gilt dieses Verbot erst einmal. Ab zehn Uhr darf dort also kein Alkohol mehr getrunken werden. Die Polizei soll das kontrollieren und durch die Parks laufen. Damit soll es keine lauten Partys mehr in den Parks geben.

Der Künstler

Christian Specht, Jahrgang 1969, ist politisch engagiert und setzt sich für mehr Mitwirkungsmöglichkeiten von Menschen mit Beeinträchtigung in den Medien ein. Seit 2017 ist er der erste Mensch mit Beeinträchtigung im Vorstand der Lebenshilfe. Wenn er möchte, zeichnet er uns den „Specht der Woche“.

Ich glaube aber ehrlich gesagt nicht, dass Verbote irgendwas bringen. Sie lösen das Problem nicht, sondern ich glaube, sie führen nur zu einer endlosen Spirale an Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den ganzen Leuten. Am Ende ziehen die doch einfach nur woandershin! Denn sie wollen ja schließlich eine gute Zeit haben und werden sich nicht einfach aufhalten ­lassen. Dann gehen sie zum Beispiel zu nahe gelegenen Parks, wo es auch Spielplätze gibt.

Mir ist das total wichtig, dass man an die Kinder denkt, die da spielen wollen. Auf Spielplätzen hat Alkohol nämlich absolut nichts zu suchen. Deshalb habe ich auf meinem Bild eine Mutter mit Kinderwagen und Kindern gemalt.

In Neukölln, wo ich wohne, konnte man das ganz genau sehen: Als sie die Bänke vom Hermannplatz einfach weggenommen haben, damit die trinkenden Obdachlosen da weggehen, sind sie in unseren Kiez weitergezogen. Jetzt trinken sie am Reuterplatz direkt neben dem Spielplatz, weil da eben Bänke sind. Schöner geworden ist der Hermannplatz dadurch übrigens nicht.

Protokoll: Clara Engelien