■ Kommentar: Sparring
Jubel um Voscherau, äußerst verhaltener Beifall für Dirk Fischer. Die SPD siegesgewiß, stromlinienförmig hinter ihrem Spitzenkandidaten ausgerichtet. Die CDU niederlagengewohnt, zusammengehalten von ihrem Vormann, der seine Herausfordererrolle gerade so erträgt. Wahlkampf? Sparring dürfte der treffendere Begriff für das sein, was die Hamburger nach den Sommerferien erwartet.
Dabei bot das Wochenende der Union durchaus die Chance, am Unbesiegbarkeitslack der Sozialdemokraten zu kratzen. Dazu hätte es allerdings doch ein wenig mehr bedurft, als der Abwahl zweier Abgeordneter, die im Parlament wohl in der Tat kaum jemand vermissen wird.
Erstens: Eines offensiven Spitzenkandidaten, der in seiner Nominierungsrede ein Alternativ-Programm vorlegt, statt die internen Querelen der vergangenen Wochen noch einmal aufzuwärmen. Dann hätte die CDU in diesem Punkt zumindest gleichgezogen mit der SPD.
Zweitens: Eines Spitzenkandidaten, der sich auch dazu bekennt, den Laden in Hamburg schmeißen zu wollen, statt mit einem Auge mehr oder weniger unverhohlen auf den Bonner Abgeordnetensessel zu blicken, auf den man sich nach der Wahl ja so bequem wieder zurückziehen kann. Da hätte man der SPD sogar etwas voraus. Schließlich lugt Voscherau auch immer deutlicher auf einen möglichen Platz im Scharping-Team.
Drittens: Einer Partei, die sich ebenso offensiv zu ihrem Reformwillen bekennt und ihn nicht mehr oder weniger selbstquälerisch erträgt. Auch da wäre man der SPD einen Schritt voraus, die ein demokratisches Fresh-up eben so nötig hätte wie die Union . Uli Exner
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