: Spargel für Reiche Dosenfraß für Arme
■ In Deutschland sind Lebensmittel der mittleren Preisklasse wenig gefragt
Berlin (AP) – Feinkostläden und Aldi profitieren von der zunehmenden Spaltung der deutschen Gesellschaft in arm und reich. Wie die Centrale Marketinggesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft am Montag in Berlin berichtete, wurden im vergangenen Jahr vor allem sehr teure oder ganz billige Nahrungsmittel gekauft. Lebensmittel aus der mittleren Preisklasse fanden dagegen immer weniger Absatz. Der Gesamtverbrauch an Nahrungsmitteln ging den Angaben zufolge um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. CMA-Geschäftsführer Antonius Nienhaus sagte, Discountlebensmittel aus Billigsupermärkten hätten mittlerweile einen Marktanteil von 40 Prozent. Dagegen sei der Anteil mittelteurer Ware 1993 von 40 auf unter 30 Prozent gesunken und werde wahrscheinlich weiter zurückgehen. Grund dafür seien die wachsende Arbeitslosigkeit und die Einwanderung von Flüchtlingen aus Osteuropa.
Die Reichen aber können sich bereits dieser Tage über Spargel freuen. Wie die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle gestern berichtete, nutzt ein norddeutscher Betrieb in einem Versuchsprojekt Abwärme für die Bodenheizung von Spargelbeeten. Dadurch sei mit geringen Mengen ein früher Start in die Spargelzeit möglich – keine Nachricht für Hungerleider und Sozialhilfeempfänger, die sich höchstens zu Festtagen eine Dose Spargel leisten können.
Der Fleischkonsum ist laut CMA mit 62,9 Kilo pro Kopf unverändert geblieben – ein an sich unsinniger Wert angesichts einer immer größeren Menge an Armen und Vegetariern. Während etwas weniger Rindfleisch verzehrt worden sei, habe der Verbrauch an Schweinefleich in diesem Verhältnis zugenommen, so die CMA-Statistik. Auch Geflügelfleisch habe häufiger auf dem Küchenzettel gestanden. Der Verzehr von Milch- und Käseprodukten habe im abgelaufenen Jahr leicht zugenommen. In den neuen Ländern zeigt sich nach einer CMA-Umfrage, daß Angebote aus heimischer Produktion bevorzugt werden, wenn sie in den Regalen zu finden sind.
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